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Koch-Mehrin will Dr.-Titel zurück: Liberale Relativitätstheorie

Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin sieht sich ungerecht behandelt, und sie will ihren Doktortitel zurückbekommen. Für sie sind das zwei Seiten derselben Münze.

Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin sieht sich ungerecht behandelt, und sie will ihren Doktortitel zurückbekommen. Für sie sind das zwei Seiten derselben Münze. Aber ganz so ist es nicht. Ja, sie hat recht, dass ihr Fall ein anderer ist als der des früheren Verteidigungsministers. Während Guttenberg auf mehr als neunzig Prozent der Seiten seiner Arbeit plagiiert hat und dabei auch größere Textblöcke unzitiert übernahm, sind es bei Koch-Mehrin weniger Seiten und kleinere Stellen, und während der CSU-Mann selbst seine vermeintlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse klaute, bediente sich Koch-Mehrin vor allem bei anderen, um den öden Einleitungsblock zu überbrücken. Ja, es lässt sich tatsächlich eine gewisse parteipolitische Aufklärungsvorliebe der Plagiatsjäger im Netz erkennen, Politiker von CDU, CSU und FDP werden bevorzugt vom Schwarm befallen. Koch-Mehrin weist nebenbei darauf hin, ihre Arbeit zur lateinischen Münzunion sei geradezu prophetisch gewesen in Bezug auf die heutige Griechenlandkrise. Außerdem mögen manche sie eben nicht mögen, und ihre Uni wollte in einem Jubiläumsjahr keinen Rabatz. Alles richtig, aber was hat’s zu bedeuten? Bei der Bewertung der Arbeit, so prophetisch sie auch sein mag, spielt Koch-Mehrins persönliche Relativitätstheorie keine Rolle. Entscheidend ist der Regelverstoß. Und der ist belegt. lom

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