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Meinung: Kohl ist Zeuge

Das ist eine gute Dramaturgie. Erst Militärs, dann Beamte, Minister und jetzt Altkanzler Helmut Kohl – so geht der Prozess gegen den ExRüstungsstaatssekretär Holger Pfahls seinem Höhepunkt entgegen.

Das ist eine gute Dramaturgie. Erst Militärs, dann Beamte, Minister und jetzt Altkanzler Helmut Kohl – so geht der Prozess gegen den ExRüstungsstaatssekretär Holger Pfahls seinem Höhepunkt entgegen. Bis zum Urteil, wohlgemerkt. Der Richter in Augsburg hatte Recht, die ganze Truppe vorzuladen. Hier geht es ja nicht nur um Pfahls als den großen Strauß-Amigo und Absahner, sondern übergeordnet um die Frage, wie lauter und ehrlich die Kohl-Regierung war. So wie es aussieht, waren aber die Panzerlieferungen an die Saudis beschlossene Sache, ohne dass Pfahls hätte Einfluss nehmen müssen. Vielleicht hätte er es auch gar nicht gekonnt. Für Historiker interessant ist, dass selbst Kohls Vize, der große Hans-Dietrich Genscher, der Rekordaußenminister, nichts von Zusagen des Kanzlers an US-Außenminister James Baker wusste. Ein bisschen peinlich wirkt das im Nachhinein. Aber so hat er halt regiert, der Kanzler Kohl. Und Pfahls? Der bekam sein Geld offenbar als Rückversicherung, dass die Geschäfte laufen würden wie geschmiert. Was im Ergebnis heißen kann: Pfahls wird verurteilt – und ist frei. Nur ganz frei vom Verdacht ist die Politik insgesamt nicht mehr. Deswegen wird heute Kohls Aussage genau registriert. Einen Blackout als Zeuge darf er nicht haben. Wenn doch, wäre das fürs Renommee der Union fatal. Und das wiederum wäre für den Wahlkampf alles andere als egal. cas

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