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Kolumne: Meine Frau, ihr Garten und ich: Naturkräfte gegen Zaungäste

Zuerst muss sich der Fremde durch unseren Vorgarten geschlichen haben, von wo er dann durch das Wohnzimmerfenster peilte. Womit er nicht rechnete, war Duffy, unser Hund. Damit dem nicht langweilig wird, wenn wir nicht zu Hause sind, haben wir ihm einen Stuhl ans Fenster gerückt, von dort erreicht er bequem das Fensterbrett.

Von Andreas Austilat

Während der Fremde also durchs Fenster linste, muss plötzlich Duffy in sein Sichtfeld gesprungen sein. Und wahrscheinlich tat Duffy, was er immer tut, wenn jemand durchs Fenster guckt, von dem er der Meinung ist, der gehört da nicht hin: Der sonst so harmlose Hund führte sich auf wie eine zähnefletschende Bestie. Worauf der Fremde wohl einen unbedachten Schritt nach hinten machte und durch die Glasscheibe brach, mit der wir das Gitter über dem Kellerschacht abgedeckt hatten. Ein sich wie wahnsinnig gebärdender Hund und das Geräusch der berstenden Scheibe, so etwas kann an den Nerven zerren. Jedenfalls machte sich der Eindringling davon.

Seitdem stellt sich für uns die Frage, was tun wir noch, damit sich solch ungebetene Besuche nicht wiederholen? Meine Frau hat mit gärtnerischen Mitteln reagiert und die von mir meistgehasste Pflanze von der Terrasse weggenommen und unmittelbar vor das Fenster gesetzt. Es handelt sich um die Yucca aliofolia, die wegen ihrer messerscharfen Blätter auch „Spanisches Bajonett“ genannt wird. An dieser furchtbaren Pflanze habe ich mir schon üble, schwärende Wunden gerissen. Leider ist die aliofolia nur bedingt winterhart. Also habe ich Überlegungen angestellt, welche Pflanzen sich noch an dieser Stelle eignen würden.

Infrage käme die Berberitze, die ziemlich fiese Dornen hat. Oder die stachelige Zierquitte, aus deren Früchten kann man auch noch Gelee kochen. Doch dann stieß ich auf einen Kandidaten, mit dem können es beide nicht aufnehmen.

Der Hahnendorn ist ein aus Nordamerika stammender Verwandter des harmloseren heimischen Weißdorns. Er blüht im Mai ganz hübsch, im Herbst schmückt er sich mit roten Beeren. Ansonsten ist er gemeingefährlich. Der Hahnendorn bildet bis zu acht Zentimeter lange Dornen aus. Für Familien mit kleinen Kindern ist er also nichts, und auch Duffy müsste höllisch aufpassen. Man stelle sich vor, er würde aus dem Fenster fallen.

Der Hahnendorn ist etwas für Leute, die sich gern mit einem Stacheldrahtzaun umgeben würden, dies aber nicht so offen zeigen mögen. Es gibt da freilich noch einen Haken: Man sagt ihm nach, dass er wie der Weißdorn während der Blüte ziemlich übel riechen kann. Was vor dem Wohnzimmerfenster nicht so toll wäre.

Vielleicht sollte man also erst einmal im Mai in den Botanischen Garten gehen und dort während der Blüte eine Riechprobe nehmen. Denn einmal gepflanzt, ist dem Hahnendorn sicher nicht leicht beizukommen. Andreas Austilat

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