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Kommentar: Die fetten Jahre sind vorbei

Das chaotische Krisenmanagement in Europa hat eine Vertrauenskrise ausgelöst. Niemand kann die realwirtschaftlichen Folgen der Euro-Rettung kalkulieren. Kein Wunder, dass die Wirtschaft schrumpft.

Die Schuldenkrise kommt bei Verbrauchern und Unternehmen an. Was niemanden überrascht, fassen die Wirtschaftsforscher nun in Zahlen. Das Wachstum der deutschen Wirtschaft stürzt von 2,9 Prozent in diesem auf 0,8 Prozent im kommenden Jahr ab, erwarten die Institute in ihrem Herbstgutachten. Das kann man eine Vollbremsung nennen. Und wie lang die Bremsspur sein wird, die sich durch die Wirtschaft zieht, wird sich 2012 zeigen. Noch rechnen die Institute nicht mit einer Rezession, also zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit schrumpfender Wirtschaftsleistung. Aber ausgeschlossen ist nichts. Denn das chaotische Krisenmanagement in Europa hat eine Vertrauenskrise ausgelöst. Wer kann schon sagen, wie stark die Steuerzahler für Griechenland und andere Pleitestaaten zur Kasse gebeten werden? Wer kann kalkulieren, welche realwirtschaftlichen Folgen eine Eskalation der Bankenkrise hat? Konzerne, die ihre noch vollen Auftragsbücher abarbeiten, mögen derzeit nichts von einer Krise spüren. Und Menschen, deren Einkommen oder Vermögen groß genug sind, um ein Polster zu haben, ebenso. Mittelstand und Mittelschichten erkennen hingegen, dass die fetten Jahre schon wieder vorbei sind.

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