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ADAC-Chef Peter Meyer ist zurückgetreten, aber reicht das?

© dpa

Kommentar zum ADAC-Skandal: Das gesamte ADAC-Präsidium muss zurücktreten!

Meyer raus – Klappe zu? Der ADAC-Präsident ist zurückgetreten, doch das löst die Probleme beim Autoklub nicht. Für einen Neuanfang muss die gesamte Führungsspitze ihren Hut nehmen.

Noch am Sonntag hatte ADAC-Präsident Peter Meyer standfest behauptet, er werde „weiterkämpfen für die gute Sache“. Auszubüxen, sagte er in einem Interview, das sei jetzt das „falsche Signal“. Was ist falsch und was ist richtig? Beim ADAC kann man sich da nicht mehr sicher sein. Beim „Gelben Engel“ so wenig wie bei der Frage, wer für die Manipulationen und Merkwürdigkeiten beim Autoklub verantwortlich ist.

Peter Meyer will es jedenfalls nicht alleine gewesen sein – und trat am Montag zurück. Im Präsidium des ADAC scheint derweil der eine dem anderen nicht mehr zu trauen. Anders ist nicht zu erklären, warum die sieben Herren ihrem Vorsitzenden am Montagmorgen ein Suspendierungsverfahren zum Frühstück präsentierten. Deutlicher kann man nicht machen, dass man sich für unfehlbar hält und mit der Sache nichts mehr zu tun haben will. Meyer raus – Klappe zu! In der Pressemitteilung noch rasch einen „tief greifenden Reformprozess“ angekündigt – und dann macht sich die Herrenrunde an die „Tabus“, vor denen sie „nicht mehr zurückschrecken“ will? Hinter verschlossenen Türen?

Der ADAC auf Irrfahrt - auch nach dem Rücktritt von Peter Meyer

Nach Krisenmanagement sieht das nicht aus. Eher nach Kopflosigkeit. Wer glaubt schon noch, dass ein Riesenverein und Servicekonzern wie der ADAC mit 19 Millionen Mitgliedern und Milliardeneinnahmen von zwei Männern ruiniert wurde – Peter Meyer und seinem Kommunikationskönig Michael Ramstetter? Es läuft an so vielen Stellen so viel schief beim ADAC, dass dahinter mehr als zwei Betriebsblinde stehen müssen. In den vergangenen Wochen sei „jedem in der Führungsspitze des ADAC bewusst geworden“, dass die Struktur des ADAC „den mit der Organisationsgröße verbundenen Anforderungen nicht mehr gerecht wird“, entlarvt sich das Präsidium am Montag in seiner Mitteilung selbst. So ist es wohl: Alle wussten es – und trotzdem hatte niemand richtig den Überblick. Der ADAC auf Irrfahrt.

Wer die Organisation der Autokonzerne mit ihren Compliance-Regeln und Kontrollsystemen kennt, der wundert sich, wie die PS-Branche ihren Münchener Lobby-Verein so lange gewähren lassen konnte. Eine Erklärung gibt es: Die Gelben Engel waren einfach zu wichtig fürs Autogeschäft. Gute Noten für die neuen Modelle, gute Noten für Vertragswerkstätten, Winterreifen, Pannenquote – wer in der deutschen Autoindustrie wollte schon auf die Huldigungen des ADAC verzichten? Dass man nun schweigt und sich beizeiten von den Schmuddelkindern des Autoklubs abwendet, ist unfair. Und wohlfeil. Über die Geschäftsbeziehungen und wechselseitigen Begünstigungen wird noch zu reden sein.

Der ADAC muss sich nun erst einmal mit sich selbst beschäftigen. Ein Anfang ist mit einem Zehn-Punkte-Programm und der Zuhilfenahme externer Profis gemacht. Peter Meyer, so schnell kann es gehen, hat dem ADAC ein Vermächtnis hinterlassen. Es gelte nun, „alles Etablierte auf den Prüfstand (zu) stellen und Strukturen, Abläufe, Regeln und auch unsere bisherige Kultur kritisch (zu) hinterfragen“, hatte er gesagt. Das Präsidium sollte ihn beim Wort nehmen – und ebenfalls zurücktreten.

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