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Kongo: „Ich bin kein Warlord. Ich bin ein Befreier“

Porträt über Laurent Nkunda - Rebellenführer im Kongo.

Hinter dem hoch gewachsenen, feingliedrigen Mann mit der dünnen Goldbrille würde man nie den mächtigsten Rebellenführer des Kongo vermuten: Doch ohne Laurent Nkunda lief jahrelang nichts im gesetzlosen Osten des afrikanischen Riesenreiches. Mehr als zehn Jahren füllten der 41-Jährige und seine rund 5000 Kämpfer ein Machtvakuum, das die schwache und mehr als 1500 Kilometer entfernte Zentralregierung in Kinshasa hinterlassen hat. Monatelang wurde deshalb in Kongos Ostprovinz Nord-Kivu blutig um die Vorherrschaft gestritten. Hunderttausende von Zivilisten sind dabei zwischen die Fronten geraten. Nun scheint Nkunda sein Blatt jedoch überreizt zu haben: Soldaten aus dem Kongo und aus Ruanda haben ihn auf ruandischem Gebiet in Haft genommen.

Nkunda selbst sieht sich als Mann mit einer Mission: Seit langem betrachtet sich der frühere Psychologiestudent als Schutzherr der leidgeprüften Tutsi – einer sowohl im Osten des Kongo als auch in den Nachbarländern Ruanda und Burundi verfolgten Minderheit. Der Kampf gegen das Terrorregime der ruandischen Hutu-Extremisten rechtfertigte aus seiner Sicht auch den Rückgriff auf ähnlich brutale Mitteln wie die seiner Gegner, etwa die Rekrutierung von Kindersoldaten.

Gegen Nkunda liegt in Kinshasa ein Haftbefehl vor, und auch in Den Haag wird inzwischen gegen ihn ermittelt. Gleichwohl erklärt sich sein Verhalten auch aus einem kollektiven Trauma: dem Völkermord an fast einer Million Tutsi in Ruanda vor 14 Jahren. Nkunda selbst hat Familienangehörige in den zahllosen ethnischen Pogromen in der Region verloren.

Seine Militärkarriere begann 1994 in der Tutsi-Rebellenarmee, die damals nach Ruanda einmarschierte und die für den Völkermord dort verantwortlichen Hutu- Extremisten stürzte. Seither kämpft Nkunda gegen das Regime im Kongo. Nach eigenem Bekunden will er nichts anderes als Garantien für die Sicherheit aller in der Region ansässigen Tutsi, die ihm der mit den Hutu-Mördern verbündete Präsident Kongos, Joseph Kabila, jedoch verwehrt. Dies scheint sich mit den neuen politischen Allianzen in der Region nun zu ändern. Zum ersten Mal seit Jahren besteht nun Aussicht auf einen dauerhaften Frieden. Beobachter hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass es diesen wohl erst dann geben werde, wenn den Hutu-Mördern in der Region das Handwerk gelegt wird. Dies scheint nun endlich zu geschehen. Wolfgang Drechsler

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