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Das Konklave beginnt - die Kardinäle sind zum Schweigen verpflichtet.

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Konklave zur Papst-Wahl: Der Wunsch nach Erweckung

Das Konklave zur Papst-Wahl beginnt, doch unter den Kardinälen soll es Meinungsverschiedenheiten geben. Es bleibt zu hoffen, dass sie die Welt hineinlassen - denn die Kirche muss Schritt halten mit einer digitalisierten Gesellschaft.

Es geht los, wirklich los. Das Konklave beginnt, die 115 wahlberechtigen Kardinäle werden eingeschlossen, die Oberlichter der Kapelle werden verdunkelt, so dass niemand hineinschauen und der Heilige Geist in aller Ruhe wirken kann. Mindestens aber ein guter, kluger Geist muss ihnen in der Tat zur Seite stehen, gilt es doch, das Oberhaupt der 1,2 Milliarden Katholiken in dieser Welt zu wählen, den Papst.

Patriarch ist er nicht mehr, den Titel hat der Nachfolger des Petrus abgelegt, aber pater familias bleibt er, der Vater einer Glaubensfamilie. So sehen sich die Würdenträger gern. Zur Familie gehört, dass ihre Mitglieder untereinander unverträglich werden können, besonders zu Festtagen. Und festliche Tage sind es jetzt schon auch.

Zwar haben sich die Kardinäle per Eid zum Schweigen in der Öffentlichkeit verpflichtet, doch haben die Wände Ohren und flüstern von Meinungsverschiedenheiten. Muss nicht länger und (selbst-)kritischer eine Bestandsaufnahme vorgenommen, ein Status quo erstellt werden, von dem aus die Kirche sich verändert? Zu denen, die bereits im Vorfeld des Konklaves dafür geworben haben, zählt der „Großwähler“ Kardinal Walter Kasper, einer der Einflussreichen, der Rom, die Kurie und die Welt aus eigenem Erleben kennt. Aber wozu verändern, wenn man eingefriedet im Vatikan diese Welt draußen lassen kann?

Mag der Geist der Zeit manches für richtig halten – so viel Rabulistik ist immer, dass sich einer findet, der den als Zeitgeist abqualifiziert. Drum wünschte man ihnen einen, der aus seinem Glauben heraus nach Einsicht sucht; einen, der sagt, er glaube, um zu verstehen – aber was in der Welt, in deren Mitte sich Kirche befinden soll, vor sich geht. Denn dieser eine könnte dann alles vereinen.

Er könnte die vorzeitlich aufgebaute Kurie verändern, damit sie Schritt halten kann in einer Gesellschaft, die immer mehr Wissen immer schneller verfügbar macht und somit auch jeden Irrtum rascher bloßlegt. Und er könnte das Wort, von dem Kirche lebt, mit mehr Emphase und mehr Nähe, Praxisnähe, den Menschen nahe bringen.

Wenn manche sagen, Benedikt XVI. sei, weil er über das Wort kam, ein geradezu evangelischer Papst gewesen, so könnte der Neue das dennoch fortsetzen. Aber vielleicht weniger vom hohen Turm der Wissenschaft, so dass seine Ansprachen verhallen, sondern eher dramatisch-charismatisch, damit er Gläubige und vor allem Nicht-Gläubige erreicht. Ein wenig Erweckungspredigt nach, sagen wir, amerikanischer Art kann missionieren, wo es der alte Papst wollte.

Zwischen 60 und 70 soll der Kandidat sein, sich in Rom und darüber hinaus auskennen, einen Staat führen und Glauben im besten Sinn zelebrieren können – längst ist die Suche losgegangen: in den Wandelgängen. Hoffentlich begegnen sie einander aufgeschlossen. Denn wie lehrte einer der klügsten Geister, der ihnen heilig ist: Der Mensch als soziales Wesen, das in einer Gemeinschaft leben muss, tauscht sich dort aus und kommt zu einer Arbeitsteilung. Möge das die Kardinäle beseelen.

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