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Konsumstimmung: Sparen lohnt nicht mehr

Das Krisengerede lässt die Deutschen kalt. Endlich haben sie Lust zu kaufen – der Zeitpunkt dafür ist genau der richtige, meint Corinna Visser.

Das ist so gar nicht typisch deutsch: Überall ist von Krise die Rede. Die Konjunktur bricht ein. Einen ähnlich herben Rückschlag hat es seit der letzten Weltwirtschaftskrise in diesem Land nicht mehr gegeben. Und was tun die Verbraucher? Sie lassen sich ihre Konsumlaune nicht verderben. Sind wir alle verrückt geworden?

Nein. Viele Jahre lang war es allein die Nachfrage aus dem Ausland, die die deutsche Konjunktur antrieb. Diese einseitige Abhängigkeit vom Export haben viele Experten immer wieder beklagt und für gefährlich gehalten. Doch alle Mahnungen halfen nichts, die deutschen Verbraucher hielten ihr Geld zusammen. Jetzt kaufen sie – der Rezession zum Trotz.

Die Finanzkrise hat das Vertrauen in die Banken erschüttert, in hochspekulative Papiere will niemand mehr sein Geld investieren. Zugleich sind die Zinsen so niedrig, dass sich auch das traditionelle Sparen nicht wirklich lohnt. Und die Preise sinken, vor allem Energie und viele Lebensmittel sind billiger geworden. Hinzu kommt, dass der Arbeitsmarkt sich bisher noch einigermaßen stabil gehalten hat. Geld ist vorhanden. Also geben die Menschen es aus. Gerne auch für neue Autos, der Abwrackprämie sei Dank.

Doch das ist vielen Experten nun auch wieder nicht recht. Die sehen nämlich Schlimmes auf uns zukommen: Wenn die Kurzarbeit nicht mehr trägt und die Auftragspolster aus der Vergangenheit in den Betrieben abgearbeitet sind, werden die Unternehmen ihre Belegschaften wohl reduzieren müssen. Erwartet wird, dass die Arbeitslosigkeit dann für längere Zeit wieder steigt.

Außerdem läuft zum Ende des Jahres nicht nur die Abwrackprämie aus. Nach der Bundestagswahl wird es mit Geschenken und Wohltaten an Bürger und Unternehmen vorbei sein. Starke Belastungen werden auf die Verbraucher zukommen. Denn dann muss sich die neue Bundesregierung daranmachen, die hohen Schulden, die für die Konjunkturprogramme gemacht wurden, wieder abzubauen. Man muss kein großer Prophet sein, um zu ahnen, dass all dies im Herbst schwer auf die Konsumstimmung drücken wird. Doch muss man den Verbrauchern deshalb ein schlechtes Gewissen einreden und ihre Kauflaune bremsen? Das wäre fatal.

Gerade jetzt stabilisiert der Konsum im Inland die Konjunktur. Und wenn es richtig gut läuft, wird im Herbst die Nachfrage aus dem Ausland wieder anziehen und dann ihrerseits die heimische Konjunktur stützen. Die wirtschaftliche Entwicklung wird zu einem guten Teil immer auch von den Erwartungen bestimmt, die ihre Akteure an die Zukunft haben. Behalten wir den Optimismus also noch etwas bei.

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