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Proteste gegen die Sparpolitik in Athen.

© AFP

Kontrapunkt: Griechen hilft nur ein großer Plan

Wo nichts ist, gibt es auch nichts zu sparen, meint Stephan-Andreas Casdorff. Und wer Brünningsche Sparpolitik macht, gefährdet alles. Europa braucht jetzt einen großen Plan, um Griechenland und letztlich sich selbst zu retten.

Griechenland, immer wieder Griechenland, und immer scheinen sich die Nachrichten zu überschlagen, im negativen Sinne. Noch schlechter als schlecht, kaum zu glauben. Aber es ist so, und es war absehbar, dass sich Griechenland kaputt sparen würde. Wo nichts ist, auch noch zu sparen, das ist unlogisch. Das ist die Gleichung: Aus A folgt nun B. Was eben nicht zwingend so sein muss.

Oder mal anders, drastischer ausgerückt: Es ist schwer zu begreifen, dass man den Griechen eine Rosskur verordnet, damit es ihnen nachher wieder besser gehe, wie argumentiert wird, wenn der Patient sich andererseits auf dem Weg zum Exitus befindet. Das kann im Ernst keiner wollen. Dass Rentner ohne Geld da stehen, dass in der Mittelschicht die Verarmung galoppiert, dass die Arbeitslosigkeit  grassiert ist, das ist doch kein Programm, keine Strategie.

Die europäischen Großstrategen scheinen aus der Geschichte nichts gelernt zu haben.  Ja, ja das Argument von Krieg und  Frieden in Europa will keiner mehr hören, bleibt aber trotzdem eines. Dass Europa so lange so friedlich beisammen ist, hängt mit der Integration  zusammen. Mehr Integration bedeutet mehr Sicherheit, dass es so bleibt. Und dass Europa als Einheit  wettbewerbsfähig bleibt, was als Argument vielleicht für die Ökonomen aller Länder taugt.

Wer Brüningsche Sparpolitik macht, gefährdet alles

Außerdem: Wer Brüningsche Sparpolitik macht, der gefährdet alles. Und eine Rosskur nach Art des IWF wie vor Jahren für Argentinien garantiert keineswegs, dass Griechenland wieder auflebt. Es hilft nur ein großer Plan zum integrierten Aufbau dieses Landes, einer, der die Verwaltung, die Steuergesetzgebung, die mittelfristige Finanzplanung, die Einführung einer sozialen Marktwirtschaft umfasst. Das ist ein Exportschlager, ein deutscher. Also, wie schon mal gefordert, jetzt aufs Neue: Freiwillige selbstlose Experten an die Front, Frauen und  Männer, die sich um Europa verdient machen wollen. Europa hat bisher erst zwei Ehrenbürger…

Wenn Europa, das institutionelle Europa, es aber nicht schafft, das Problem Griechenland zu bewältigen, dann  hat es auch nicht verdient, weiter entwickelt zu werden. Dann muss es sich über kurz oder lang selbst abwickeln, auch weil kein Halten mehr ist. Griechenland, das ist die Dimension Hessen. Wer das nicht wieder aufbauen kann, wie soll der Italien oder Spanien oder Portugal retten? Mit der D-Mark geht das dann auch nicht mehr. Deutschland wäre allein zu klein, das zu schaffen. Und was die Rückkehr der Nationalstaaten bedeutete, nicht nur für den Export, ist klar.

Aber apropos aus der Geschichte lernen: Es gibt die Geschichte, dass Europa die Tochter des Phönix war. Dann wäre doch nicht alles Asche.

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