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Männerfreundschaft: Gerhard Schröder und Wladimir Putin.

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Kontrapunkt: Wenn die Lupe nicht mehr rein ist

Gerhard Schröder bescheinigt seinem Freund Wladimir Putin wiederholt, ein "lupenreiner Demokrat" zu sein. Offensichtlich hat der Ex-Kanzler auf seinem geistigen Auge an Sehkraft eingebüßt.

Mit zunehmendem Alter lässt die Sehkraft nach; die meisten behelfen sich mit Lesebrillen, andere mit Lupen. Der Starrsinn dagegen nimmt zu, ohne dass man dagegen viel tun kann. Jedenfalls stehen, wenn es soweit ist, manche ziemlich auf der Leitung. Der frühere Kanzler Gerhard Schröder, einst mit seinem Freund Wladimir Putin politischer Wegbereiter der Ostsee-Pipeline, später privater Nutznießer derselben, beharrt auf seinen Worten: Der soeben nach einer lästigen Formalie ins Amt zurückgekehrte russische Präsident war, ist und bleibt für ihn ein „lupenreiner Demokrat“.

Allerdings vergibt Schröder dieses Prädikat nicht dem Land, sondern nur seinem Potentaten. Da sei noch eine Menge zu tun, das wisse Putin auch; er glaube jedoch ernsthaft, dass dieser „sein Land auf eine wirkliche Demokratie hin orientiert“. Schröders Botschaft: Putin würde ja gerne, wenn die Russen ihn ließen.

Die aber haben in jedem dritten Wahllokal an den Stimmen herumgefummelt, und selbst ein Putin kann nicht überall gleichzeitig sein. Mag sein, dass vor Schröders geistigem Auge ein richtiger Punkt herumschwebt; zu fassen bekommt er ihn nicht.

So bleibt der Eindruck eines Ex-Kanzlers, der das Wort eines Ex-Präsidenten auf sein Verhältnis ableitet: Schröder möchte nicht in einem Land leben, in dem man seine Freunde nicht mehr lupenreine Demokraten nennen darf – auch wenn diese schmutzig gewählt wurden.

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