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Meinung: Krieg um die Seele

ANSCHLAGSERIE IM IRAK

Erst Raketen auf Paul Wolfowitz, dann die verheerenden Attentate in Bagdad und nun der Anschlag in Falludscha: Es sieht nicht so aus, als würden die Gegner der Amerikaner immer verzweifelter, wie US-Präsident Bush am Montag meinte. Vielmehr lassen die koordinierten Aktionen zum ersten Mal eine Strategie vermuten. Die Extremisten führen einen Krieg an zwei Fronten, einen um die Seele der Iraker und einen um die amerikanische Öffentlichkeit. Eine Grundüberzeugung muslimischer Extremisten, ob in Israel oder im Irak, lautet, dass es Demokratien nicht aushalten, längere Zeit unter Beschuss zu stehen. Und dass die US-Truppen deshalb irgendwann abziehen, weil die entnervten Iraker sich gegen die Besatzer erheben, oder weil der amerikanische Steuerzahler die Nase voll hat. US-Analysten schätzen, dass den Besatzern noch drei bis sechs Monate Zeit bleiben, den Widerstand zu brechen. Das ganze Dilemma zeigte sich bei einem Treffen im Weißen Haus vor wenigen Tagen. Da war diskutiert worden, Bagdad zur geschlossenen Stadt zu machen. Stattdessen hat man sich dann für eine Aufhebung der Ausgangssperre entschieden, um die Bevölkerung nicht weiter zu verärgern. In Umfragen will ja eine große Mehrheit der Iraker, dass die USA noch einige Zeit im Irak für Ordnung sorgen. An dieser schweigenden Mehrheit liegt es jetzt, die Amerikaner mit Informationen über die Extremisten zu versorgen. Damit ihr Land so bald wie möglich wieder auf die Beine kommt. clw

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