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Krise I: Weltfinanzgipfel: Tempo, Tempo, Tempo

Die Regulierung der Finanzmärkte ist notwendig. Möge George W. Bush der Welt und seinem Nachfolger einen letzten Dienst erweisen und dieser Regulierung nicht im Wege stehen.

Mit George W. Bush das 21. Jahrhundert gestalten? Nein, diese trübsinnige Vorstellung hat sich bald erledigt. Oder etwa nicht? Der weiß Gott wenig glückliche US-Präsident bekommt auch noch nach der Wahl seines Nachfolgers einen Auftritt auf der ganz großen Bühne. Als Gastgeber eines Weltfinanzgipfels will Bush mit den übrigen und noch etwas länger agierenden Weltenlenkern Ende November Schlussfolgerungen aus der Finanzkrise ziehen. Oder, wie EU-Chef Nicolas Sarkozy formuliert, „den Kapitalismus der Zukunft aufbauen“.

Dem französischen Präsidenten ist kein Wort zu groß. Doch in der Einschätzung, dass wir im 21. Jahrhundert leben, aber die Finanzmärkte mit Methoden des 20. Jahrhunderts operieren, liegt Sarkozy richtig. Und übrigens auf der gleichen Wellenlänge wie der Präsident des Weltbankenverbandes: Josef Ackermann. Der Chef der Deutschen Bank plädiert für globale Institutionen und Regeln, mit denen die Politik die Geschäftsbedingungen des globalen Kapitalismus prägt. Nach schrecklichen zwei Wochen ist das eine Selbstverständlichkeit. Aber wie? Und wer profitiert, wer verliert?

Der erste Schritt der Krisenbewältigung war die Schadensbegrenzung: Im atemberaubenden Tempo gigantische Hilfsprogramme schaffen und durch die demokratischen Institutionen abnicken lassen, um die Märkte so zu beruhigen, dass das Schmiermittel Geld wieder fließt. Der zweite Schritt kostet nur das Einverständnis der Beteiligten, Franzosen und Amerikaner, Chinesen und Deutscher, Briten und Inder. Sarkozy macht zu Recht Tempo, denn mit der Rückkehr zum Alltag, mit jedem gewöhnlichen Handelstag an den Börsen wird es schwieriger, Interessengegensätze zu überwinden und das grenzenlose Finanzsystem wirklich mit international verbindlichen Aufsichtsgremien und -mechanismen so zu zügeln, dass es keine Bedrohung mehr für Volkswirtschaften und ganze Staaten sein kann. Schon bald wird das Selbstvertrauen in die Wall Street und die City of London zurückkehren und damit der Einfluss derjenigen, die sich in den vergangenen Jahren erfolgreich einer stärkeren Regulierung widersetzten.

George W. Bush gehört dazu. Möge er der Welt und seinem Nachfolger einen letzten Dienst erweisen und der erforderlichen Regulierung nicht im Wege stehen.

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