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Meinung: Kulturelles Miss-Verständnis

TOTE BEIM SCHÖNHEITSWETTBEWERB IN NIGERIA

Eigentlich sollte die schönste Frau der Welt in Nigeria gekürt werden, stattdessen stürzte das geplante Glitzertreffen das bevölkerungsreichste Land Afrikas in Chaos und Unruhen. Mindestens 100 Menschen haben bei den Protesten von aufgebrachten Moslems ihr Leben verloren. Erneut entluden sich die seit langem schwelenden Spannungen zwischen dem muslimischem Norden und dem christlichem Süden in blutiger Weise. In Nigeria geht es um mehr, als um die vordergründige Empörung über ein importiertes Medienereignis mit leicht bekleideten Frauen. In Nigeria versucht die muslimische Mehrheit seit geraumen Jahren , die säkulare Rechtsordnung zu kippen und dem ganzen Land wieder das islamische Recht aufzuzwingen. Was dies vor allem für die Rechte der Frauen bedeuten wird, haben die spektakulären wie schrecklichen Prozesse gegen Mütter vor Augen geführt, denen wegen angeblicher sexueller Fehltritte der Tod durch Steinigung drohte. Diese Urteile sind symptomatisch für die Schwierigkeiten des Islam mit dem Leben offener Gesellschaften. Seine doktrinären Kreise, die beträchtlichen Zulauf haben, fordern den Weg zurück in eine vormoderne, unaufgeklärte Gesellschaft. Hauptindikator dafür ist der Konflikt um die Stellung der Frauen. Hier klaffen mittlerweile Welten zwischen dem Christentum und dem Islam. Während die Verfechter der islamischen Scharia die traditionelle Unterdrückung der Frauen verschärfen möchten, setzt die christliche Bevölkerung auf säkulares Recht und Zivilgesellschaft nach europäischem Vorbild. In Nigeria ist dieser Konflikt in vollem Gange. Und Nigeria ist kein Einzelfall. M.G.

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