MIT GLEICHER VERVE
Berichterstattung zum NSU-Prozess
Es ist zu begrüßen, dass sich Politik und Medien für die Zulassung des Botschafters bzw. von Medienvertreter aus der Türkei einsetzen. Es ist aber sicherlich auch von Interesse zu erfahren, ob die türkischen Medienvertreter sowie der Botschafter mit gleicher Verve dafür streiten, am Prozess gegen die türkischstämmigen Mörder von Jonny K. zugelassen zu werden.
Axel-Björn Hüper
Berlin-Charlottenburg
USER GEGEN NUTZER
„Willkommen im Wohnzimmer“
vom 11. April
Sprachbilder unterliegen der Mode. Das aber macht sie flüchtig, abnutzbar und nach gewisser Zeit – abgeschmackt. Eines davon ist „hier geht es um Geld. Viel Geld“. Ein anderes ist die „Location“. Auch der „user“ will gegen den „Nutzer“ nicht mehr überzeugen. Ganz Mutige verwenden „runter- und hochladen“, statt „down- und upload“. Die ständig auftauchende „performance“ ist bei genauem Hinsehen nichts als überflüssig. Und nun kommt’s: „Am eigenen Klavier performt die Sängerin Maitri am liebsten“ (Bildzeile). Klimpert wäre zu gemein, aber „spielt“ wäre gut durchgegangen.
Lothar Tietz, Berlin-Wittenau
EIGENNUTZ IST GEMEINNUTZ
„Eisern für das Empire“ vom 9. April
Margaret Thatcher predigte Raffgier und Rücksichtslosigkeit und wurde damit zur Patin der Finanzkrise 2008. Sie praktizierte die reine liberale Lehre nach Adam Smith: Eigennutz ist Gemeinnutz. Leider klappt das in der Praxis nicht so richtig, denn der Sickereffekt bleibt in den oberen Etagen hängen.
Margaret Thatcher hasste Kompromisse, von denen aber eine Gesellschaft lebt. Aber dann behauptete sie ja auch, es gäbe so etwas wie „Gesellschaft“ gar nicht. Mit ihrem angelernten Oberschicht-Akzent wollte sie königlicher als die Königin wirken. Ihr stechender Blick war furchterregend, ihr Fanatismus völlig unenglisch. Allein das Haarspray für die gräßliche Sturmhauben-Frisur hat wahrscheinlich einen Teil des Ozonlochs verursacht. Ihr Erbe ist ein Niedergang des Gemeinsinns und eine tief gespaltene Gesellschaft.
Martin Mahadevan, Berlin-Grunewald
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