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Meinung: Kurzer Prozess

Die Blamage nach der zweimal gescheiterten Jagd auf Radovan Karadzic ist groß. Gerade deshalb wird die Nato-Friedenstruppe jetzt kaum klein beigeben können.

Die Blamage nach der zweimal gescheiterten Jagd auf Radovan Karadzic ist groß. Gerade deshalb wird die Nato-Friedenstruppe jetzt kaum klein beigeben können. Der flüchtige Karadzic wird sich in seinem neuen Versteck nicht lange in Sicherheit wiegen können. Die internationale Friedenstruppe braucht bei dieser Jagd den Erfolg. Wie könnte man sonst von der Regierung in Belgrad mehr Kooperation mit dem Haager Tribunal einfordern? In Belgrad hat man sich bisher auf den Standpunkt gestellt, nicht zu können, was selbst die Friedenstruppe der mächtigen Nato im bosnischen Halbprotektorat nicht zu Stande bringt. Vor allem die US-Behörden machen neuerdings Druck, die letzten großen Fische einzufangen. Da mag nach dem 11. September mitspielen, dass man ein Signal an die islamische Welt aussenden möchte. Denn die Opfer von Karadzic und General Ratko Mladic sind bosnische Muslime. Das Hauptmotiv ist aber woanders zu suchen: Washington arbeitet am Rückzug seiner Truppen vom Balkan. Der ist ohne Gesichtsverlust nur möglich, wenn die Topangeklagten in Den Haag vor Gericht stehen. Zudem will die Bush-Administration das ungeliebte Jugoslawien-Tribunal möglichst bald beenden. Und der Schließungstermin kann erst festgelegt werden, wenn Karadzic und Konsorten eingefangen sind.

sti

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