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Meinung: Lage schlechter, Stimmung besser Von Malte Lehming

Vier auf einen Streich: Diese Bilanz kann sich sehen lassen! Zwar war der Zufall der wahre Diktator des Geschehens, aber die List stand ihm helfend zur Seite.

Vier auf einen Streich: Diese Bilanz kann sich sehen lassen! Zwar war der Zufall der wahre Diktator des Geschehens, aber die List stand ihm helfend zur Seite. Der Reihe nach: Die SPDLinke Andrea Nahles putscht, ohne dies beabsichtigt zu haben, gegen ihren Chef, Franz Müntefering. Der schmeißt hin. Daraufhin beschließt CSU-Chef Edmund Stoiber, lieber in Bayern bleiben zu wollen. Nahles ist in ihrer Partei unten durch und zieht Heidemarie Wieczorek-Zeul gleich mit in den Strudel. Sie räumt ihren Stuhl als SPD-Vize. Erst jammern alle, nun, bei Lichte betrachtet, frohlocken sie. In Rekordzeit verjüngt sich die SPD. Geräuschlos, schnell und kollegial wird der Generationswechsel vollzogen.

Auch die Großkoalitionäre schöpfen neue Zuversicht. Der stets unberechenbare Stoiber sitzt nicht mehr am Kabinettstisch. Das macht die Sache berechenbarer. Als würden geheime Kräfte um sie walten, spielen die Entwicklungen Angela Merkel in die Hand. Noch bevor sie zur Kanzlerin gewählt werden soll, harmonisiert sich ihre Truppe. Nur eines schmälert deren Glück – das Geld. Besser gesagt, das fehlende Geld. Anfangs hieß es, 35 Milliarden Euro müssten im Haushalt gespart werden, inzwischen sind es bereits 43 Milliarden. Die Summe ist gigantisch, die Aufgabe herkulisch. Sie zu lösen, gibt es im Prinzip zwei Wege, den einfachen dummen und den schwierigen klugen. Einfach, aber dumm wäre es, das Gros der Summe über höhere Steuern einzutreiben. Denn das könnte das Wachstum weiter bremsen. Schwieriger, aber klüger wäre es, auch massiv Subventionen abzubauen und Ausgaben zu kürzen. Dagegen liefen zwar diverse Lobbyisten Sturm. Doch deren Heulen und Zähneklappern muss ertragen werden.

Wer stets beliebt sein will, darf nicht in die Politik gehen, jedenfalls nicht in Krisenzeiten. Die Grausamkeiten, die jetzt nicht beschlossen werden, wird es nicht geben. Dabei kann niemand daran zweifeln, dass sie notwendig sind. Die personellen Turbulenzen der vergangenen Tage haben die Großkoalitionäre gestärkt. Das sollte sie anspornen. Die Hoffnung darauf, trotz aller Widrigkeiten überhaupt eine Regierung bilden zu können, treibt sie an. Die Befriedigung darüber, wenn es denn gelingt, sei ihnen gegönnt. Doch gemessen werden sie schon bald an den Inhalten. Waren sie mutig oder verzagt, gestaltend oder verwaltend? Daran wird sich entscheiden, ob die große Koalition das Land voranbringt.

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