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Meinung: Langeweile im Folterkeller

Wie mag es Saddam Hussein jetzt gehen? Der gestürzte Diktator leidet vermutlich sehr unter dem Gefühl, nicht mehr beachtet zu werden.

Wie mag es Saddam Hussein jetzt gehen? Der gestürzte Diktator leidet vermutlich sehr unter dem Gefühl, nicht mehr beachtet zu werden. Er lebt mit seinen Söhnen in einem bescheidenen Einfamilienhaus, doch das SatellitenTelefon streikt, der Folterkeller ist marode, und bei jedem kleinsten Elektroschock fliegt die Sicherung raus. Täglich um zehn steht Saddam lustlos auf, streift die Sprengstoffweste über den Schlafanzug, brüht sich einen starken Tee und schaut auf CNN nach, ob die ruhmreichen Republikanischen Garden das abgefeimte Täuschungsmanöver endlich beenden und die US-Imperialisten in den Tod treiben – nichts. Dann erscheint die Sekretärin, nur noch eine Halbtagskraft, und lässt sich einen neuen Aufruf an das irakische Volk diktieren. „Schreiben Sie“, sagt Saddam, „es gibt keine dringendere Aufgabe, Komma, als den ungläubigen, Komma, kriminellen Besatzer zu vertreiben. Nein, schreiben Sie: kriminellen und feigen Besatzer zu vertreiben!“ Das Essen liefert der Bote von Omar’s Falafel-Paradies, dann ölt der Ex-Staatschef zum dritten Mal an diesem Tag seine AK 47. Und schreibt noch eine Ansichtskarte an Osama Bin Laden: Mir geht es gut, wie geht es Dir? Wieder ist ein Tag im Leben Saddams vorbei.

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