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Lavrentis Lavrentiadis: „Privates, versteuertes Vermögen“

Er war das Wunderkind der griechischen Wirtschaft. Jetzt ist der Unternehmer das Symbol für betrügerische griechische Wirtschaft. Ein Porträt.

Noch vor einem Jahr schien die Welt mehr als in Ordnung für Lavrentis Lavrentiadis: Er galt als einer der erfolgreichsten griechischen Wirtschaftsführer. Jetzt wird es eng für den 39-Jährigen, der 2006 in Griechenland zum „Unternehmer des Jahres“ gekürt wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Kreditbetrug, Geldwäsche und Unterschlagung. Nachdem die Justiz im vergangenen Jahr in Griechenland Vermögenswerte des Unternehmers beschlagnahmte, greifen die Ermittler jetzt auch nach Auslandskonten: Vor einer Woche ließ ein Staatsanwalt drei Schweizer Konten sperren, die Lavrentiadis zugerechnet werden. Die Guthaben sollen sich auf rund 165 Millionen Euro belaufen.

Damit erreicht die Affäre um Lavrentiadis einen neuen Höhepunkt. Noch vor wenigen Jahren galt er in Griechenland als Wunderkind. 1990 übernahm er als 18-Jähriger nach dem frühen Tod seines Vaters die Führung des Familienunternehmens Neochimiki, eines Waschmittelproduzenten. 2003 brachte er die Firma an die Börse. Zwei Jahre später gründete Lavrentiadis das Pharmaunternehmen Alapis, das er in kurzer Zeit durch Übernahmen anderer Firmen zum Branchenführer machte. 2007 stieg er über einen Partner ins Mediengeschäft ein. Zwei Jahre darauf krönte Lavrentiadis seine Unternehmerkarriere mit der Übernahme der Proton-Bank.

Doch damit begann zugleich sein Absturz. Bereits 2010 hatte die griechische Zentralbank offenbar erste Hinweise auf dubiose Geschäfte des Geldinstituts. Im mehrere hundert Seiten umfassenden Prüfbericht, den der Zentralbankchef im August 2011 auf den Schreibtisch bekam, war von „hochriskanten Geschäften“ der Privatbank die Rede. Kredite in hoher dreistelliger Millionenhöhe sollen versickert sein.

Seine Bank ist Lavrentiadis inzwischen los: Anfang Oktober 2011 wurde das in Schieflage geratene Institut verstaatlicht. 900 Millionen Euro kostete die Rettung. Das Geld kam aus dem ersten Griechenland-Rettungspaket. Lavrentiadis weist alle Vorwürfe zurück. Er habe sich bei seinen Geschäften stets absoluter Gesetzestreue befleißigt. Und die Millionen in der Schweiz? Kein Schwarzgeld, sondern „persönliches Vermögen“, alles ordnungsgemäß versteuert, lässt Lavrentiadis erklären.

Staatsanwalt Dragatsis hat seine Ermittlungen inzwischen abgeschlossen. In den nächsten Tagen wird die Anklage erwartet. Gerd Höhler

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