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Lehman-Pleite I: Deutschland: Systemirrelevant

Jede Bank oder Finanzgesellschaft, die zu groß ist, um sie pleitegehen zu lassen, muss entweder unter staatliche Kontrolle gestellt oder so verkleinert werden, dass sie nicht mehr „systemrelevant“ ist

Ein Jahr nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers gilt es, ein erstaunliches Phänomen politischer Verdrängungsleistung zu besichtigen: Die absichtliche Verwechslung von Ursache und Wirkung. Wäre Lehman nicht gewesen, so behaupten zum Beispiel Peer Steinbrücks Wasserträger im Bundestag, dann müssten wir jetzt gar nicht zehn (oder vielleicht auch zwanzig) Milliarden Euro in das wertlose Gebilde investieren, was von der Hypo Real Estate noch übrig geblieben ist. Doch die Lehman-Pleite hat den Zusammenbruch des Geldkreislaufs unter den Banken nur beschleunigt, aber gewiss nicht verursacht. Die eigentliche Lehre der Bankenmisere lautet nicht, dass jede Großbank, die als „too big to fail“ gilt, gerettet werden muss. Umgekehrt ist es richtig: Jede Bank oder Finanzgesellschaft, die zu groß ist, um sie pleitegehen zu lassen, muss entweder unter staatliche Kontrolle gestellt oder so verkleinert werden, dass sie nicht mehr „systemrelevant“ ist. „Too big to fail“, das heißt in einer Marktwirtschaft „too big to exist“. Und wer meint, dabei handele es sich um eine linksradikale Forderung, der suche das Gespräch mit dem Chef der britischen Notenbank, Mervyn King, oder auch seinem Schweizer Kollegen Philipp Hildebrand. Die sind der gleichen Ansicht. hsc

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