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Wie hält man Lehrer in Berlin?

© dpa

Lehrermangel: Der Senat muss sich etwas einfallen lassen

Berlin laufen zunehmend die Lehrer weg – und der Senat weiß nur, was er nicht will. Dabei müsste er endlich ein Paket schnüren, das es den angestellten Lehrern leichter macht, in Berlin zu bleiben.

Der Ton wird gereizter. Im Jahr acht nach Berlins Entscheidung, Lehrer nicht mehr zu verbeamten, wächst die Ungeduld aller Beteiligten. Längst ist absehbar, dass die Personaldecke nicht reicht, um der Pensionierungswelle ab 2013 standzuhalten. Längst ist klar, dass sich das Problem nicht auswächst. Denn die anderen Bundesländer denken gar nicht daran, Berlin zu folgen. Sie wollen ihre Lehrer weiterhin mit dem Rundum-sorglos-Paket der Staatsdiener verwöhnen, weil das Wählerstimmen bringt und kurzfristig billiger ist.

Im Jahr acht ist es deshalb an der Zeit, die Sache neu zu überdenken. Die Gelegenheit war da, als SPD und CDU kürzlich ihr rot-schwarzes Koalitionspaket schnürten. Zur allgemeinen Verwunderung war es am Ende doch wieder der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, der sich durchsetzte: Seine schlechten Erfahrungen mit verbeamteten Lehrern in seiner Zeit als Bildungsstadtrat haben offenbar tiefere Spuren hinterlassen, als selbst seine sozialdemokratischen Freunde für möglich hielten.

Aber so einfach ist die Sache nicht. Es geht ja nicht nur um einzelne Auswüchse im Beamtenwesen. Es geht auch nicht nur um rund 1000 dauerkranke Lehrer, die bei voller Lohnfortzahlung zu Hause bleiben können, während die Angestellten schon nach sechs Wochen Abschläge hinnehmen müssen. Es geht vielmehr darum, dass da ein gesamter gut verdienender Berufsstand nicht in die eigene Altersvorsorge einzahlt. Dass das in Zeiten des demografischen Wandels nicht hingenommen werden kann, ist eigentlich selbstverständlich.

Und doch kann Wowereit sich auf dieser Erkenntnis nicht ausruhen. Sie ist den Lehrern nämlich herzlich egal, sie werden Berlin den Rücken kehren, weil sie hier schlechter behandelt werden. Schulen sind schon jetzt darauf angewiesen, Lehrer mit schlechten Noten oder sogar mit den falschen Fächern zu nehmen, um irgendwie die Pflichtstunden abzudecken. Und das betrifft ausgerechnet die Schulen in sozialen Brennpunkten, die besonders auf Spitzenkräfte angewiesen sind.

Diese Entwicklung wird nicht zum Stillstand kommen, denn der Lehrermangel in allen Bundesländern wächst und mit ihm die verlockenden Angebote an junge flexible Lehrer aus Berlin. Sie werden also gehen – im großen Stil – und im besten Fall einige Jahre später zurückkommen – als Beamte. Offenkundig muss sich der Senat etwas einfallen lassen. Er muss ein Paket schnüren, das es den angestellten Lehrern leichter macht, in Berlin zu bleiben. Das wird nicht billig sein, aber eine Alternative gibt es nicht, wenn Berlins Schulen nicht noch mehr heruntergewirtschaftet werden sollen.

Langfristig sollte die Diskussion aber weitergetrieben werden – viel weiter. Falls der Regierende Bürgermeister tatsächlich Gewicht im sozialdemokratischen Bundesgefüge hat, sollte er sich an die Spitze einer Bewegung setzen, die ein ganz dickes Brett zu bohren bereit ist. Dieses Brett trägt die Aufschrift: Welche Privilegien müssen Beamte haben und – wer darf sie genießen?

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