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Meinung: Amnesie

Betrifft: „Neue Vorwürfe - Özdemir gibt auf“ vom 27. Juli 2002 Es ist beschämend, mitansehen zu müssen, wie in der deutschen Politik in diesen Tagen mit zweierlei Maß gemessen wird.

Betrifft: „Neue Vorwürfe - Özdemir gibt auf“ vom 27. Juli 2002

Es ist beschämend, mitansehen zu müssen, wie in der deutschen Politik in diesen Tagen mit zweierlei Maß gemessen wird. Da wird ein sozialdemokratischer Minister auf Grund von Kontakten zu einem christdemokratischen Lobbyisten entlassen, ohne dass Letzterem von seiner Parteiführung die Aufgabe seiner Partei- bzw. CDA-Ämter nahe gelegt wird. Da blockieren CDU und FDP Bestrebungen, mehr Transparenz in die Finanzen der Abgeordneten zu bringen. Da gewährt ein liberaler Parteivorsitzender seinem Stellvertreter Narrenfreiheit, ohne für die politischen Konsequenzen einzustehen - vielleicht weil ein Narr so gut in die angestrebte entpolitisierte Spaßgesellschaft passt?

Zuletzt gar tritt ein grüner Nachwuchspolitiker zurück, dessen angebliche Verfehlungen bestenfalls das Ausmaß von Ungeschicklichkeiten erreichen. Cem Özdemir hat einen Kredit aufgenommen und Bonus-Meilen auf private Flüge angerechnet. Glauben die Deutschen, diese Verfehlung sei vergleichbar mit der Traumschiff-Affäre, über die einst - viele scheinen es vergessen zu haben - Lothar Späth stolperte? Armes Deutschland, das in diesen Tagen unter selektiver Amnesie und hysterischer Doppelmoral zu leiden scheint.

Axel Gelfert, Cambridge (UK)

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