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Meinung: Arbeit ist kein Privileg

Betrifft: „Wem die Trennung schlägt“ im Tagesspiegel vom 28. April 2003 Ist es wirklich in Ordnung, wenn man heute als „Reform“ bezeichnen kann, was jahrzehntealte grundlegende Sozialreformen beseitigen soll?

Betrifft: „Wem die Trennung schlägt“ im Tagesspiegel vom 28. April 2003

Ist es wirklich in Ordnung, wenn man heute als „Reform“ bezeichnen kann, was jahrzehntealte grundlegende Sozialreformen beseitigen soll? Sollte man hier nicht besser von einer „Gegenreform“ sprechen? Spricht es wirklich für Realitätssinn, wenn man alle Arbeitnehmer nur deshalb als „privilegiert" hinstellt, weil sie einen Arbeitsplatz haben? Kann es wirklich als Normalfall gelten, wenn man sich im Zustand der Erwerbslosigkeit befindet? Und was ist mit denen, die sich wirklich im Reichtum sonnen, auch wenn sie als Unternehmer, Manager, Politiker oder Medienfürsten versagt und tausende scheinbar Privilegierter der Arbeitslosigkeit überantwortet haben?

Diejenigen, die dieses Schicksal teilen, mögen die „wirklich Hilfsbedürftigen“ sein. Das ist aber kein Grund, unbestreitbare, von unserer Rechtsordnung anerkannte und verfassungsfeste Schutzbedürfnisse von Millionen wahrlich nicht mit Reichtümern gesegneten Arbeitnehmern als Privilegien hinzustellen.

„Die SPD muss sich einen neuen Begriff geben von Gerechtigkeit, von Stärke, von Schwäche“ – diese Forderung entlarvt den, der sie stellt. Denn die unleugbar vorhandenen Probleme löst man nicht, indem man Chiffren ändert und so ihre Wahrnehmung verfälscht. Würde man auf solche Tricks verzichten, könnte man an die Probleme unbefangener herangehen, indem man sie in verständlicher Weise benennt und denkbare Lösungen gegeneinander abwägt.

Dr. Wilfried Haesen, Berlin

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