zum Hauptinhalt

Meinung: Bahn zuckt vor guten Ideen zurück

Betrifft: Bahn will Tarifsystem überarbeiten Bahnchef Mehdorn sagt „schon“, der geplagte Kunde ruft „endlich“. Die Bahn will ihr Preissystem „auf Kundenwirkung“ prüfen, und dazu muss sie gar nicht weit gehen.

Betrifft: Bahn will Tarifsystem überarbeiten

Bahnchef Mehdorn sagt „schon“, der geplagte Kunde ruft „endlich“. Die Bahn will ihr Preissystem „auf Kundenwirkung“ prüfen, und dazu muss sie gar nicht weit gehen. Seit einiger Zeit gilt stillschweigend im so genannten FrankfurtSprinter eine verpflichtende Reservierung für sage und schreibe zehn Euro. Früher war dieser Zug, der Berlin und Frankfurt morgens und abends nonstop verbindet, oft krachend voll. Dafür, dass sie dieses Angebot so überwältigend annahmen, wurden die Kunden kurzerhand mit einer Strafzahlung belegt, was zur Folge hat, dass der Sprinter selbst Freitag- und Sonntagabend leer wie ein Geisterzug über die Strecke rauscht. Jetzt bräuchte man gar keinen Sitzplatz reservieren, muss aber – zum Wucherpreis. Genau so verhielt es sich schon mit dem „Schönes Wochenende“-Ticket. Kaum hat die Bahn eine offensichtlich gute Idee, zuckt sie zurück.

Es ist bezeichnend, dass dieses Unternehmen erst im Augenblick höchster Not überlegt, „wie der Personenverkehr kundenfreundlich gestaltet werden kann“. Klingt das nur in meinen Ohren völlig absurd? Personenverkehr ist per definitionem kundenfreundlich, andernfalls wäre es Personenfeindlichkeit, Kundenabschreckung, Serviceverweigerung. Jetzt jedoch wenigstens eine kleine Hoffnung, dass sich die Bahn wieder auf das besinnt, was sie bis vor kurzem noch auszeichnete: umweltfreundliches, angenehmes, flexibel gestaltbares Reisen. Die Wiedereinführung der alten Bahncard als „Bahncard Gold“ wäre ein wesentlicher Schritt in diese Richtung – hoffentlich noch, bevor meine eigene Bahncard nach altem Muster Ende des Jahres ausläuft.

Änne Troester, Berlin-Prenzlauer Berg

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false