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Meinung: Berlin war ein Opfer der Nazis

Betrifft: „Kellerkinder“ vom 26. Januar 2003 „Berlin, die Stadt, von der der Naziterror ausgegangen war…“ beginnt Ihr Autor unzutreffend seine ansonsten dankenswerte Würdigung der Kriegsleiden der Berliner.

Betrifft: „Kellerkinder“ vom 26. Januar 2003

„Berlin, die Stadt, von der der Naziterror ausgegangen war…“ beginnt Ihr Autor unzutreffend seine ansonsten dankenswerte Würdigung der Kriegsleiden der Berliner. Berlin als Heimstatt einer nicht den Nazis verfallenen Mehrheit ihrer Bewohner, war eher eines der ersten Opfer, wenn man die Wahlergebnisse der zwanziger Jahre und bis 1933 in Berlin mit denen beispielsweise von Dresden vergleicht. Oder die Anzahl von NSDAPMitgliedern bezogen auf die jeweiligen Einwohnerzahlen. Die „Hauptstadt der Bewegung“ war München; den ersten NS-Minister gab es 1930 in Thüringen; die ersten nationalsozialistisch regierten Städte waren 1931 Bremen und Braunschweig.

Wenn etwas von Berlin in besonderem Maße ausging, dann war es Widerstand in jeder Form – ohne zu übersehen, dass fortschreitend mit den Erfolgen der Nazis auch hier der Jubel dafür stieg, der allerdings nach Stalingrad, spätestens mit der 85-prozentigen Zerstörung von Lankwitz durch britische Bomber bereits im Juni 1943 nachließ.

Richtig ist, dass in dem von den Nazis ungeliebten Berlin, der Hauptstadt aller Deutschen, der Sitz ihrer Zentralgewalt eingerichtet wurde, um systematisch die von anderswo ausgegangene, durch den „Marsch auf Berlin“ errungene Macht auszuüben und programmgemäß Krieg und Terror auszubreiten. So erscheint das absolut größte Zerstörungspotenzial rein geopolitisch angemessen; mit der Stadt Berlin als solcher, einst Inbegriff des Lebens im demokratischen Aufbruch in den zwanziger Jahren, hat das unmittelbar nichts zu tun.

Prof. Alfred Hückler, Berlin-Karow

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