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Berliner Zoo: Knut soll nicht im Wanderzirkus landen

Tagesspiegel-Leserbriefe zu den Vorwürfen an den Berliner Zoodirektor, der Tiere an dubiose Händler verkauft haben soll.

„Parlament berät über Zoo – Ausschuss soll Vorwürfe gegen Direktor klären / Abgeordnete: Diskussion schadet Image der Stadt“ von Annette Kögel vom 27. März

Mit großem Interesse verfolge ich die seit Tagen anhaltende Diskussion in den Medien und komme nicht umhin, Zoodirektor Blaszkiewitz in einem doch recht zweifelhaften Licht zu sehen.

Die Vorwürfe von Frau Hämmerling sind belegbar, ob es einem nun gefällt oder nicht. Der Zoo züchtet (zu viele) Tiere und verkauft sie an Tierhändler, andere Zoos und wohl leider auch an Versuchslabore weiter. Das alleine sollte zu einem Rücktritt des Herrn Blaszkiewitz reichen! Welch Scheinheiligkeit außerdem, wenn man zur geforderten Geburtenkontrolle dann plötzlich von massiven Eingriffen für die Zootiere spricht!

Es dürfte vielmehr der Tatsache entsprechen, dass gerade Tierkinder immer wieder Besucher in den Zoo locken und somit die Kasse fröhlich zum klingeln bringt. Knut ist da nur ein Beispiel von vielen, leider!

Doch gerade an Knut werden wir Berliner sehen können, wie der Zoo mit seinen uninteressanten Tieren umgeht, denn auch hier wird der Tag kommen, wo Knut all seine Niedlichkeit verloren hat und eines von vielen gewöhnlichen Zootieren ist. Spätestens dann heißt es wohl Abschied. Angekündigt wird es ja bereits. Dann kann man wohl nur hoffen, dass das arme Tier nicht in einem Wanderzirkus landet!

Simone Schulz, Berlin-Zehlendorf

Schon immer schwankten die Ansichten über Zoologische Gärten zwischen schroffer Ablehnung und begeisterter Zustimmung. Tiergärten können letztlich nur ein Surrogat sein, sie sind eben nicht die „freie“ Natur. Die es in ihrer ursprünglichen Form durch das Eingreifen des Menschen eben auch nicht mehr gibt. Wenn Frau Hämmerling oder die Tierschützer Zoos und Zootierhaltung nicht wollen, müssten konsequenterweise sie die Schließung aller Zoos verlangen, die Massentierhaltung von Nutztieren aber gleich mitverbieten und sich nicht auf eine Person, nämlich Herrn Blaszkiewitz konzentrieren.

Es ist unstreitig, dass Zoos – und das schon vor vielen Jahrzehnten – das Aussterben von Tierarten wie zum Beispiel Wisent, Bison, Przewalskipferd verhindert haben. Gleichzeitig konnten Sie – ihrem Auftrag folgend – Millionen Menschen Begegnungen mit exotischen Tieren und Erholung bieten, für naturkundliche Bildung sorgen, das Verhalten der Tiere erforschen und für den Naturschutz sehr erfolgreich werben.

Herr Blaszkiewitz genießt in Fachkreisen hohes Ansehen, hat klare Ansichten und vertritt diese auch. Das ist in unserer weichgespülten Zeit sicher selten, für manche unbequem, aber deswegen ja nicht weniger richtig. Und man kann sich auf sein Wort verlassen. Ich bin sogar der Meinung, dass er als Verantwortlicher für rund 500 Angestellte eine Richtung vorgeben muss. Die von Frau Hämmerling begonnene Kampagne ist ehrverletzend, unsachlich und gewissenlos. Ein Zoodirektor ist dafür verantwortlich, Tiere an befreundete Zoos oder an ihm bekannte, seriöse Tierhändler oder -vermittler weiterzugeben. Mehr aber auch nicht. Einem seriösen Tierhändler, den er seit Jahrzehnten kennt, muss er seine Zoo-Nachzucht auch anvertrauen dürfen.

Die Kampagne beschädigt auch das Ansehen von Zoo und Tierpark und wirft ein schlechtes Licht auf Berlin. Wie viel sinnvoller wäre es doch, wenn Frau Hämmerling ihre ganze Kraft nutzbringend für alle einsetzt. Wenn sie sich eine andere Elefantenhaltung im Tierpark wünscht, dann darf sie gerne für die Umbaumaßnahmen das Geld beschaffen.

Bodo Brandt, Stahnsdorf

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