zum Hauptinhalt

Meinung: Das neue Gesetz ist ein Kreuz für die Lehrer

Betrifft: „Regierungsparteien einigen sich auf Kopftuchverbot“ vom 31. März 2004 Der Gesetzentwurf der Berliner Regierungsparteien zu Kopftuch, Kreuz und Kippa ist ein Paradebeispiel dafür, dass politische Entscheidungen dieser Stadt, vor allem wenn sie den Bildungsbereich betreffen, mit dem gesunden Menschenverstand kaum noch nachvollziehbar sind.

Betrifft: „Regierungsparteien einigen sich auf Kopftuchverbot“ vom 31. März 2004

Der Gesetzentwurf der Berliner Regierungsparteien zu Kopftuch, Kreuz und Kippa ist ein Paradebeispiel dafür, dass politische Entscheidungen dieser Stadt, vor allem wenn sie den Bildungsbereich betreffen, mit dem gesunden Menschenverstand kaum noch nachvollziehbar sind. Oder sollte es sich etwa um einen Aprilscherz handeln?

Wer erklärt mir verständlich, worin in diesem Zusammenhang der Unterschied zwischen Kindergarten, Grund- und Oberschulen und Berufsschulen besteht? Eine Argumentation, wonach die einen Kinder zu jung, die anderen Schüler zu alt seien, um beeinflusst zu werden, ist nicht schlüssig. Was geschieht dann eigentlich in Hort- und Vorschulgruppen?

In 18 Dienstjahren an Berliner Grund- und Oberschulen bin ich vielleicht von zwei Hand voll (!) Schülern auf das Kreuz um meinen Hals angesprochen worden. Daraus entwickelten sich interessante, fruchtbare Gespräche für beide Seiten. Wenn ich als Religions-, Ethik- und Deutschlehrerin Schüler indoktrinieren wollte, könnte ich es auf anderen Wegen besser als durch das Tragen einer Halskette, die bisher kaum wahrgenommen wurde.

Wie lässt es sich noch begründen, im öffentlichen Raum Unterricht in kirchlicher Verantwortung erteilen zu lassen, wenn einem Menschen im gleichen Raum das Tragen eines Kreuzes verwehrt wird?

Wer entscheidet, ob die Kette, die ich seit Jahren auch als Ausdruck meiner persönlichen Überzeugung mal sichtbar, mal unsichtbar rund um die Uhr, also auch im Dienst, trage, vor allem den Charakter eines Schmuckstücks hat? Wenn der Eingriff des Staates in meine Privatsphäre so weit geht, werde ich wohl über einen neuen Arbeitsplatz nachdenken müssen. Oder sollte ich als Erstes die neu zu gründende Antidiskriminierungsstelle anrufen, weil ich mich in meinen Persönlichkeitsrechten, meiner Meinungs- und Religionsfreiheit eingeschränkt sehe? Was geschieht eigentlich, wenn ich mich nicht an dieses Gesetz halte?

In meiner Jugend in West-Berlin mussten Lehrer den Schuldienst verlassen, weil sie als Kommunisten galten. Damals hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass ein Berufsverbot im Jahr 2004 Lehrer treffen könnte, weil sie ein Kreuz tragen.

Christine Teske, Berlin-Schöneberg

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false