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Meinung: Der Patient soll zahlen

Betrifft: „SPD will Ärzte bestrafen“ im Tagesspiegel vom 24. April 2003 Wenn Fachleute der Meinung sein sollten, dass sich erwachsene Patienten mehr oder teurere Medikamente verschreiben lassen und verbrauchen als nötig, dann sollte nicht über die Köpfe der Patienten hinweg in die ärztliche Behandlung hineinregiert werden.

Betrifft: „SPD will Ärzte bestrafen“ im Tagesspiegel vom 24. April 2003

Wenn Fachleute der Meinung sein sollten, dass sich erwachsene Patienten mehr oder teurere Medikamente verschreiben lassen und verbrauchen als nötig, dann sollte nicht über die Köpfe der Patienten hinweg in die ärztliche Behandlung hineinregiert werden. Vielmehr sollte den Patienten die Entscheidung überlassen werden, ob sie – aus vielleicht verständlichen persönlichen Gründen, zum Beispiel weil sie an die bisher genommenen blauen Pillen gewöhnt sind und zu den billigeren weißen kein Zutrauen haben – teurere Medikamente nehmen wollen als nach allgemeinem Maßstab nötig, wenn sie dann die Mehrkosten selbst tragen wollen. Der Arzt kann und soll sie dabei fachkundig beraten, aber nicht allein entscheiden.

Denn der Arzt braucht zu allererst ein Vertrauensverhältnis zum Patienten, weniger zur Krankenkasse oder zum Gesundheitsministerium. Ich finde es perfide, seine Beratung dadurch beeinflussen zu wollen, dass er die Drohung mit eigenen finanziellen Abzügen im Hinterkopf hat. Die Krankenkasse, das Ministerium und die Sozialpolitiker der Parteien müssen sich also schon selbst die Mühe machen, den Patienten – ihren Mitgliedern und Wählern – offen zu erklären, dass und warum aus den Beiträgen nur noch ein begrenztes Angebot an Medikamenten bezahlt werden kann.

Diese unpopuläre Aufgabe darf nicht weiterhin oder wieder auf die Ärzte abgeschoben werden, zum Schaden ihres Vertrauensverhältnisses zu den Patienten.

Dr. Bernt Lemhöfer, BerlinCharlottenburg

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