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Meinung: Deutsche Sprache wird „kreolisiert“

„Was kann der Genitiv dafür, dass er so schwer ist?“ vom 28.

„Was kann der Genitiv dafür, dass er so schwer ist?“ vom 28. November 2004

Das Verschwinden des Genitivs aus der öffentlichen Sprache ist nur die Spitze des Eisbergs. Dahinter steht ein ganzes Spektrum von weiteren sprachlichen Veränderungen, die bis jetzt aber noch weitgehend unbewusst und unerkannt ablaufen.

Im Zentrum steht der Umbau der Deklination insgesamt und der Ersatz der Fälle durch Präpositionen – die so genannte Analytisierung, die das Englische oder die romanischen Sprachen schon längst hinter sich haben. Diesem Ziel dienen die Kasusverwechslungen, die übrigens alle Kasus betreffen („Ich begleite Sie mit meinen Team bis Erfurt“; „Wir fahren dieses Jahr nicht im Urlaub“ etc.) sowie eine Fülle von neuen Begleitphänomenen, die die hochsprachliche Norm immer stärker durchbrechen und die ich in der Zeitschrift „Muttersprache“ (4/2004) beschrieben habe.

Ursachen für die zunehmende „Kreolisierung“ des Deutschen sind kulturelle Vermischung, weit verbreitete Mehrsprachigkeiten, Prestige des Englischen und eine immer stärkere gegenseitige Durchdringung von Hochsprache, Umgangssprache, Dialekt und Slang.

Prof. Dr. Uwe Hinrichs, Institut für Slawistik der Universität Leipzig

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