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Meinung: DIE EINFÜHRUNG DER AUTOBAHNGEBÜHR FÜR LKW Bremsen Spediteure die Maut aus?

Unsere Leserin Heidemarie Wätzold befürchtet Manipulationen an den Geräten. Karlheinz Schmidt, Chef des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, widerspricht

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Betrifft: „Stolpe greift MautBetreiber an“ vom 18. September 2003

Warum halten Sie die Bürger für so naiv? Vermutlich geht die Einführung der Lkw-Maut auf Autobahnen nur so „holperig“ voran, weil die Umgehungs-/Vermeidungs-/Störgeräte noch nicht fertig und getestet sind. So lange sind – in unserem Hightech- Land – dann eben die Erfassungsgeräte „defekt“.

Kein Spediteur lässt sich doch anhand der erhobenen Mautgebühren – Strecke, Häufigkeit, Fahrzeiten/Pausen und Zeitrahmen – in sein „Geschäft“ reingucken. Die Steuerschätzung könnte ja – anhand der errechneten/gezahlten/absetzungsfähigen Mautgebühren – den eventuellen Gewinn hochrechnen, wie zum Beispiel bei einer Imbissbude durch den Senfverbrauch.

Ich glaube nicht, dass hier echte „technische Probleme“ vorliegen. Leute, die ganz geschickt die Tachoscheiben manipulieren können, können auch so ein Maut- Gerät „bedienen“.

Die Opposition will jedenfalls – wie angekündigt – die Regierung kippen und bis dahin wollen die verschiedenen Lobbygruppen einfach Zeit schinden.

Als Bürgerin meine ich: Gewisse „parteipflegende“ Kreise bekommen und nutzen alle natürlich legalen Möglichkeiten, während es für die „kleine Frau“, den „kleinen Mann“, immer schwieriger wird, mit dieser Republik klarzukommen.

Heidemarie Wätzold, Berlin-Lankwitz

Sehr geehrte Frau Wätzold,

es ist in der heutigen Zeit wohl schick, Verschwörungstheorien zu erfinden und sich daran zu ergötzen. Ob es nun der Anschlag auf das World Trade Center ist oder der Mord an Kennedy. Stets sind die großen Verschwörer am Werk. Warum nicht auch bei der deutschen Lkw-Maut?

Allerdings, hätten Sie sich die Mühe gemacht, einmal ein Einbuchungsgerät an einer beliebigen Tankstelle genauer anzusehen, dann wüssten Sie, dass der Bildschirm schwarz geblieben ist, oder das Gerät gar nicht geliefert wurde. Ist der Bildschirm einmal nicht dunkel, bringt er meistens dubiose Rechenergebnisse zutage. Der Tankwart kann sicher bestätigen, dass niemand das Gerät manipuliert hat, sondern dass massive Hard- und Softwareprobleme des Mauteintreibers entscheidend für die Mautverschiebung sind. Es gibt keine Umgehungs-, Vermeidungs- oder Störgeräte, sondern es gibt schlicht und einfach nicht haltbare Zeitvorgaben und Ziele. Die Politik hat sich in ihren Ankündigungen verkalkuliert, und der Mautbetreiber glaubte alles zu können, scheitert aber am Detail.

Auch das Argument „Spediteure“ ließen sich über die Maut nicht in die Geschäfte schauen, ist abwegig. Jede Tankquittung und Frachtrechnung hinterlassen Spuren, mindestens genauso wie eine Mautabrechnung. Und das Vorurteil von den „manipulierten Tachoscheiben“ ist auch längst passé. Jede Manipulation wird vom Kontrollbeamten als Fachmann erkannt.

Welche Absichten die Opposition hat, verschließt sich selbst dem Transport- und Speditionsgewerbe. Ob dort wirklich mit einem Regierungswechsel wegen der Lkw-Maut gerechnet wird, das darf bezweifelt werden.

Und noch ein letztes Wort, Frau Wätzold, auch wenn es Ihnen immer schwerer fällt, „mit dieser Republik klarzukommen“. Die Lkw-Maut wird in Deutschland die Transportkosten um durchschnittlich 15 Prozent erhöhen. Auch das werden die „kleine Frau“ und der „kleine Mann“ wieder zu bezahlen haben. Jeder sollte wissen, dass der internationale Wettbewerbsdruck gar keine andere Wahl lässt, als die Maut bis zum Verbraucher durchzuwälzen. Lkw-Maut in Deutschland ist alles andere als eine Verschwörung, sondern eine „tolle Kollekte“, die der Verbraucher zahlt.

Karlheinz Schmidt ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung

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