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Meinung: Die Sintflut in Asien zeigt uns unsere Grenzen

„Krakatau“ vom 29. Dezember 2004 Nicht zuletzt anlässlich der aktuellen SeebebenFlutwellen-Katastrophe im Indischen Ozean stellt sich eine alte Frage, die häufig verdrängt wird, derzeit eindringlicher als bisher: Ist unser, zumeist Ressourcen fressender, nicht selten luxuriöser Massen-Ferntourismus über tausende von Flugmeilen letztlich nicht eine absolute Sackgasse sowohl für die Menschen in den fernen Ländern als auch für unsere modernen Feiertags-Flüchtlinge?

„Krakatau“ vom 29. Dezember 2004

Nicht zuletzt anlässlich der aktuellen SeebebenFlutwellen-Katastrophe im Indischen Ozean stellt sich eine alte Frage, die häufig verdrängt wird, derzeit eindringlicher als bisher: Ist unser, zumeist Ressourcen fressender, nicht selten luxuriöser Massen-Ferntourismus über tausende von Flugmeilen letztlich nicht eine absolute Sackgasse sowohl für die Menschen in den fernen Ländern als auch für unsere modernen Feiertags-Flüchtlinge? Cui bono?

Die naturgewaltige Vertreibung aus den „Paradiesen“ in der Ferne könnte uns auch in dieser Hinsicht neu innehalten lassen.Es bleibt nach wie vor unverständlich, warum die Erdbebenwarten der Welt, als sie dieses Superbeben der Stärke 9,0 westlich von Sumatra orteten, dies nicht zugleich und mit höchster Tsunami-Warnstufe verbreiteten – bei den heutigen flash-mail-Möglichkeiten sicher kein Problem. Oder waren „Zuständigkeiten“ wichtiger?

Martin Mallach, Windhagen

„Leben auf dem Vulkan“ vom 28. Dezember 2004

Die schrecklichen Bilder und Berichterstattungen nach Naturkatastrophen gleichen sich, „nur“ Ort und Zeit wechseln. Trauer, Fragen, viele Tote, zurückbleibende und traumatisierte Angehörige, überlebende Menschen, die ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben.

Die Natur hat uns Menschen in schrecklicher Weise wieder einmal darauf aufmerksam gemacht, wie klein wir eigentlich sind. Solche Ereignisse werden wir niemals verhindern können, aber vorbeugen können wir durchaus. Hören wir auf die Gesetze der Natur?

Nein, in den meisten Fällen tun wir dies nicht! Wir ignorieren die Warner und bezeichnen diese als Pessimisten. Wir leben nicht mehr im Einklang mit der Natur, sondern haben das Gefühl, erhaben zu sein. Statt vorzubeugen und uns anzupassen, ignorieren und konsumieren wir. Südasien wird leider bei einer Mehrheit unserer Bevölkerung in ein paar Tagen vergessen sein, während die Direktbetroffenen noch jahrelang leiden werden. Statt einzuhalten, wollen wir weiter unbegrenzte Mobilität. „Maßvoll“ ist für uns zu einem Fremdwort mutiert. Während wir im Westen maßgeblich für die Ressourcenverschleuderung verantwortlich zeichnen, leiden die Ärmsten am meisten darunter.

Pascal Merz, Littau, Schweiz

„Die große Flut – immer mehr Tote“ vom 28. Dezember 2004

Angesichts der dramatischen Flutkatastrophe in Südostasien bekomme ich ehrlich gesagt zu viel, wenn über bedauernswerte europäische Touristen berichtet wird, „um die sich keiner kümmert".

Nicht dass ich nicht ahne, wie schrecklich und traumatisiert sich die Betroffenen angesichts der dramatischen Erlebnisse fühlen, aber sie haben überlebt und hoffentlich keine Angehörigen verloren, sie werden, wenn sie nach Hause kommen, ihre Wohnung, ihre Kleider und ihre Sparkonten wiederfinden. Ja, sie werden ein paar schreckliche Tage haben, aber die meisten Menschen dieser Region haben – sofern sie noch leben – alles verloren. Sie werden kein Haus, kein Sparkonto vorfinden, und sie werden auch nicht in einem komfortablen Flieger in eine gepflegte Heimat zurückkehren. Wie schrieb schon Bertolt Brecht: „Selbst in dem sagenhaften Atlantis brüllten in der Nacht, wo das Meer es verschlang, die Ersaufenden nach ihren Sklaven.“

Peter Kleimeier, Berlin-Friedenau

„Das könnte die Rettung sein“ vom 29. Dezember 2004

Da fahren tausende deutsche Urlauber arglos in ein durch Tsunami gefährdetes Gebiet – ohne vom Auswärtigen Amt darüber in Kenntnis gesetzt zu werden. Es wäre dessen Pflicht gewesen, zumindest die Reisegesellschaften darüber zu informieren, dass es in den Gebieten keine Vorwarnsysteme seitens der Urlaubsländer gibt, im Gegensatz zu anderen Küstenstaaten. Aber es kommt ja noch viel schlimmer. Dieses Erdbeben wurde zum Beispiel in Bensberg registriert. Es wäre ein Leichtes gewesen, die Reise-Veranstalter und die deutschen Botschaften in den Gebieten zu informieren.

Paul Schmitz, Bad Münstereifel

„Feiern – einen Ton leiser“ vom 31. Dezember 2004

Es war wirklich illusorisch zu glauben, dass auf Profitmaximierung ausgerichtete Veranstalter auf die Durchführung ihrer „Events“ verzichten würden. Da muss eine gelebte Anteilnahme schon mal hinten anstehen. Schließlich hat man ja auch gespendet. Ein Verzicht hätte den Ausrichtern und der Stadt Berlin gut zu Gesicht gestanden!

Oliver Kriebel, Berlin-Köpenick

Man kann nicht die Fröhlichkeit von Silvester verwandeln in eine Trauergesinnung mit Bölleraskese. Dann müsste man auch auf Sekt und Pfannkuchen etc. verzichten. Wer böllern will – wie ich – der soll auch spenden!

Friedrich W. Hossbach, Berlin-Schöneberg

„Asien: Fünf Millionen in Not“ vom 30. Dezember 2004

Unsere politische Kaste überbietet sich momentan mit Appellen, an Neujahr auf Böller zu verzichten und das Geld zu spenden. Wer Wasser predigt, sollte jedoch nicht Wein trinken. Das nächste Gala-Gelage unserer Moralprediger im Luxushotel in Heiligendamm steht schon bevor, genannt G8-Gipfel. Ich hole jetzt die Sammelpackung Kracher bei Netto für 9,99 Euro. Ein frohes neues Jahr.

Klaus Schäfer, Bergfelde

Nachdem das schreckliche Seebeben mit der anschließenden Flutwelle bekannt wurde, läuft die Spendenwelle an.

Schlimm dabei finde ich, dass, wie scheinbar immer in solchen Fällen, die Betreiber der Telefonnetze am Spenden erheblich mitverdienen. Für jeden sind’s nur 18 Cent je Minute, für die Telekom kommen wohl Millionen zusammen. Stünde es nicht auch den Netzbetreibern gut zu Gesicht, in diesen Fällen keine Gebühren zu erheben?

Stephan Radke, Berlin-Mariendorf

„Größte Katastrophe aller Zeiten“ vom 29. Dezember 2004

So schrecklich und entsetzlich wie die Flut in Asien ist – die größte Katastrophe ist und bleibt jedoch der Mensch selbst. Hunderttausende starben und sterben beispielsweise im Sudan und in den vielen anderen Kriegs- und Bürgerkriegsregionen. Das wird sich auch in diesem Jahr fortsetzen und schwer zu ertragen ist die unterschiedliche Gewichtung von Menschenleben in der Hilfsbereitschaft allgemein und der Intervention der Mächtigen. Wenn doch wenigstens die Hoffnung bestehen würde, dass die Menschheit angesichts der unfassbaren Naturgewalten im neuen Jahr ein wenig mit dem gegenseitigen Morden aufhört!

Hans-Joachim Gillert, Berlin-Neukölln

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