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Meinung: Es geht um Moral

Betrifft: „Kokain ist unpolitisch" im Tagesspiegel vom 15. Juni 2003 Die Feststellung, dass „Kokain unpolitisch“ sei, führt an dem Kern des Problems vorbei.

Betrifft: „Kokain ist unpolitisch" im Tagesspiegel vom 15. Juni 2003

Die Feststellung, dass „Kokain unpolitisch“ sei, führt an dem Kern des Problems vorbei. Privatsache ist der Genuss von Kokain nicht und ungesetzlich ist der Besitz größerer Mengen in jeden Fall – aber auch darum geht es nicht. Es geht um Moral.

Wie kein anderer hat Michel Friedman es verstanden, Moral zum Mittel öffentlicher Auseinandersetzung zu machen. In seinen öffentlichen Auftritten und Talkshows trat er als Verwalter eines moralischen Wächteramtes und nicht selten als moralischer Großinquisitor auf. Nun muss er sich an seinem eigenen Anspruch messen lassen.

Dabei mag der Besitz und der Konsum von Kokain noch hingehen. Schwerer wiegt da schon die Anstiftung zum Drogenkonsum. Und dass der „lustvolle Provokateur“ von einem osteuropäischen Menschenhändlerring ausgebeutete Prostituierte geordert haben soll, ist sicher mit humanistisch orientierten Grundsätzen kaum vereinbar.

Vor diesem Hintergrund kann ich mir kaum vorstellen, dass der Zentralrat der Juden auf Dauer an Friedman festhalten wird. Friedman hat dem Ansehen seines Amtes Schaden zugefügt, und man wird sich im Zentralrat zweifellos früher oder später von ihm trennen.

Dr. Hermann Detering,

BerlinWilmersdorf

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