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Meinung: Exdiplomat Chrobog, der fliegende Teppich und die Kosten

„Nach Entführungen zur Kasse“ und „Chrobog will für Rettung zahlen“ vom 3. Januar 2006 Jeder „normale“ deutsche Staatsbürger, der bei einem Auslandsaufenthalt konsularische Hilfe für die Rückreise in Anspruch nehmen muss, z.

„Nach Entführungen zur Kasse“ und „Chrobog will für Rettung zahlen“ vom 3. Januar 2006

Jeder „normale“ deutsche Staatsbürger, der bei einem Auslandsaufenthalt konsularische Hilfe für die Rückreise in Anspruch nehmen muss, z.B. nach Verlust von Bargeld, Kreditkarte und Dokumenten, ist selbstverständlich verpflichtet, diese Kosten nach der Rückkehr zu erstatten. Das Gleiche muss auch für ein ehemaliges Regierungsmitglied gelten, wenn es im Ruhestand ist. Auch wenn die Entscheidung, die Familie Chrobog auf dem sowieso stattfindenden Rückflug einer Regierungsmaschine zu transportieren, sinnvoll gewesen sein kann, war dies nicht die einzige Möglichkeit einer Rückreise. Außer „fliegenden Teppichen“ verkehren auch normale Linienflüge zwischen Jemen und Deutschland, für die allerdings marktübliche Flugpreise zu entrichten sind, die ein Ex-Staatssekretär wohl bezahlen kann.

Dietmar Löwendorf,

Berlin-Wilmersdorf

Nun will sich Herr Chrobog auf „angemessene Weise“ an den Kosten für seine Befeiung beteiligen. Ist er damit ein Vorbild? Hoffentlich. Aber die Äußerung des Sprechers des Auswärtigen Amtes zur Kritik des Rücktransportes, „Hätte er denn mit einem Teppich zurückfliegen sollen?“, halten wir für höchst unqualifiziert und einem deutschen Bundesministerium, zumal des Äußeren, für nicht adäquat.

Dr. Rolf und Birgitt Köpcke,

Berlin-Lichterfelde

„Chrobog ist wieder frei“ und „Chrobog ist wieder in Deutschland“ vom 2. Dezmeber 2006

Die Meldung auf der Titelseite einer italienischen Tageszeitung, aus Zufall am Kiosk in Augenschein genommen, hat mir die Optik wieder geradegerückt: Unter dem Foto der auf dem Flughafen zurückempfangenen Familie Jürgen Chrobog, des ehemaligen Staatssekretärs und gepriesenen Spitzendiplomaten, heißt es, ohne Nennung weiterer Namen oder Titel: „Rientro dei turisti tedeschi“. Genau das sind sie gewesen, obwohl das offenbar zu profane, despektierliche Wort kaum einmal gefallen ist: deutsche Touristen, Vergnügungsreisende. Die zuvor vom selbigen Jürgen Chrobog aufgrund ihres Lebenswandels gescholtene Susanne Osthoff war wenigstens zum Arbeiten unterwegs.

Dr. Michele Barricelli,

Berlin-Hellersdorf

Susanne Osthoff und Jürgen Chrobog haben eines gemeinsam: Sie bedenken nicht die Konsequenzen ihres Handelns und Redens. Susanne Osthoff kündigt mit ihrer Dankesrede für die Befreiung ihre Rückkehr in den Irak an, und Jürgen Chrobog sinniert über seine respektvolle Behandlung und Unterbringung in reizvollen Bergdörfern. Das Ganze wird zu malerisch-abenteuerlichen Reiseberichten verzerrt. Wieso nicht gleich eine Pauschalreise? Einfacher Hinflug mit Wüstentour ins Krisengebiet, Entführung, Unterkunft und Verpflegung inklusive, Rettung und Rückflug in der Bundeswehrklasse übernimmt Vater Staat.

Anstatt Entführten ganz nach Gutdünken des Auswärtigen Amtes einen symbolischen Obolus abzuverlangen oder gar eine freiwillige Zahlung wie im Fall Chrobog zu akzeptieren, würde ich eine Risikohaftpflichtversicherung für alle Aufenthalte in Krisenländern bevorzugen – die zumindest ansatzweise die Kosten einer möglichen Entführung decken kann. Eine solche Versicherung würde auch psychologisch wirken und verdeutlichen, dass individuelle Vergnügungen Kosten zu Lasten der Gemeinschaft verursachen, die nicht länger bereit ist, diese zu tragen.

Philip Groth,

Berlin-Charlottenburg

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