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Meinung: Falsch verstandener Freiheitsbegriff

Berichterstattung zur Gewalt an Berliner Schulen Schleppend zwar, aber immerhin kommt eine Diskussion über die „gehäuften Gewaltvorfälle“ an Berlins Schulen, Bussen und Badeseen in Gang. Dies ist anscheinend nicht selbstverständlich – hat, wer in Berlin lebt, sich doch an die Verwahrlosung des öffentlichen Raumes zu gewöhnen Zeit genug gehabt.

Berichterstattung zur Gewalt an Berliner Schulen

Schleppend zwar, aber immerhin kommt eine Diskussion über die „gehäuften Gewaltvorfälle“ an Berlins Schulen, Bussen und Badeseen in Gang. Dies ist anscheinend nicht selbstverständlich – hat, wer in Berlin lebt, sich doch an die Verwahrlosung des öffentlichen Raumes zu gewöhnen Zeit genug gehabt. Durch zerkratzte S-Bahn-Scheiben auf Graffiti-Landschaften zu stieren ist normal; die unzerkratzt gebliebene Scheibe zur Ausnahme geworden. Dass davon, frisch ertappte Tagger und Sprüher etwa missbilligend auf ihr Tun anzusprechen, absehen sollte, wer nur ungern erstochen werden möchte, lernt Berlin gerade – und richtet sich dann eben auch darauf noch ein. Fahrradfahrer vom Bürgersteig auf die Straße zu weisen oder zur Bekanntschaft mit gewissen Ausstattungselementen wie Fahrradlampe oder Klingel einzuladen, ist selbst zum Sicherheitsrisiko geworden. Unsere Gesellschaft missversteht den Freiheitsbegriff, gefällt sich darin, libertär und permissiv zu sein – und hält das dann für Lockerheit und Toleranz. Abzuwarten bleibt, wie viele erstochene Bürger mit Zivilcourage nötig sein werden, um sich an den wirklichen Freiheitsverlust zu erinnern, der noch immer mit dem Abhandenkommen von Regeln einherging.

Florian Dieckmann, Berlin-Friedenau

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