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Meinung: FINANZIERUNG DER RENTEN Wollen Sie Generationskonflikte?

Unser Leser Helmut Schindler wirft dem Tagesspiegel vor, er verbreite Klischees über gutversorgte Rentner. Die Leitende Redakteurin Ursula Weidenfeld antwortet.

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Betrifft: „Gerecht ist, was uns nützt“ in der Tagesspiegelausgabe vom 6. November 2002

Ihre Forderung, „dass sich an der Sanierung alle beteiligen müssen: die heutigen Rentner, indem sie künftig langsamere Anstiege bei ihren Altersbezügen hinnehmen" müssten, bedient nur das Klischee, dass Sie wider besseres Wissen im Auftrag interessierter Kreise ständig wiederholen. Oder ist Ihnen wirklich entgangen, dass die bestehende Rentenformel der letzten Rentenreform die Bestandsrentner unangemessen benachteiligt ? Seit 1977 wurde der Rentenanpruch um insgesamt ein Drittel reduziert!

Ungeachtet dieser Tatsachen setzen Sie Ihre gepflegte Selbstdarstellung als Apostel der Generationengerechtigkeit fort und schüren dabei den Generationenkonflikt, den Sie vorgeblich verhindern wollen.Helmut Schindler, BerlinGesundbrunnen

Sehr geehrter Herr Schindler, Sie haben Recht. Auch die Rentner haben bei den Rentenreformen der Vergangenheit Zugeständnisse machen müssen, um das System finanzierbar zu halten. Die Umstellung der bruttolohnbezogenen Rentenberechnung auf Netto hat die Rentenansprüche deutlich reduziert. Nur: Sonst wäre es zu der absurden Situation gekommen, dass die Renten in einem bis zur Grenze belasteten Sozialsystem stärker gestiegen wären als die Löhne.

Doch das war nicht das zentrale Anliegen meines Kommentars, auch ging es mir nicht um das Schüren eines Generationskonflikts, im Gegenteil: Wenn wir den Konflikt vermeiden wollen, muss verhindert werden, dass künftige Generationen vor einer unlösbaren Finanzierungsaufgabe stehen. Deshalb müssen alle Beteiligten unabhängig davon, was sie in der Vergangenheit schon geleistet haben, verzichten. Sonst wird das System, das schon im kommenden Jahr erneut Liquiditätsschwierigkeiten haben wird, zerbrechen. Nämlich dann, wenn die Ansprüche der Bestandsrenter die Leistungsfähigkeit der Beitragszahler endgültig übersteigen. Daran kann niemandem gelegen sein. Weder den heutigen noch den künftigen Rentnern.

Ursula Weidenfeld, Leitende Redakteurin

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