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Meinung: Für Schlaf bleibt keine Zeit

„Abflug im Umland“ vom 12. Juli 2006 Sonntag gegen Mitternacht hören wir die ersten Maschinen in Tempelhof starten.

„Abflug im Umland“ vom 12. Juli 2006

Sonntag gegen Mitternacht hören wir die ersten Maschinen in Tempelhof starten. Da fliegen Staatsgäste nach Hause, vermuten wir und drehen uns im Bett auf die andere Seite. Aber der Lärm nimmt kein Ende. In einer Flugdichte, die dem Flughafen Frankfurt zur Ehre gereichen würde, starten die Maschinen. Wir schließen die Fenster. Das Innenthermometer zeigt gut 26 Grad und es ist kaum auszuhalten. Außerdem dringt der Fluglärm durch die geschlossenen Fenster, denn da steigen keine einmotorigen Cessnas sondern fast ausnahmslos phonstarke Privatjets auf. Als das Nachtflugverbot zu Ende geht, gegen 5 Uhr, wird es endlich ruhiger. Für Schlaf bleibt aber keine Zeit mehr, denn wir müssen zur Arbeit.

Ich vermute mal, dass in der Nacht zum Montag fast niemand in den umliegenden Wohngegenden von Tempelhof, zu richtigem Schlaf gekommen ist. Im Überfluggebiet gibt es Krankenhäuser, Altenheime und andere sensible Einrichtungen. 40 000 Menschen lagen wach, damit 150 VIPs aus dem Jetset, die rein zum Vergnügen in der Stadt waren, noch in der Nacht nach Hause und ins Bett kommen konnten. Der Tagesspiegel zitiert die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof dazu mit der Aussage: „… kann es in Berlin immer Situationen geben, in denen die Freude der einen die Schlaflosigkeit der anderen bedeutet.“ Mit welchem zynischen Maßstab wird da gemessen? Zumal den Menschen rund um Tempelhof Ende Mai fast eine Woche lang der Lärm trainierender Maschinen des Red Bull Air Race zugemutet wurde. Tagelang akustische „Sturzkampfbomber-Sounds“ über dicht besiedelten Wohngebieten – auch nur zum Vergnügen.

Klaus Schmidbauer, Berlin-Tempelhof

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