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Meinung: Goethe-Institute müssen im Inland für sich werben

Betrifft: „Goethe kann gehen. Warum die auswärtige Kultur nicht geschröpft werden darf“ vom 6.

Betrifft: „Goethe kann gehen. Warum die auswärtige Kultur nicht geschröpft werden darf“ vom 6. März 2004

Man kann der informativen und kritischen Analyse von Christiane Peitz nur dankbar beipflichten. Das Problem ist jedoch nicht neu und hängt meines Erachtens immer noch mit einem in den Köpfen von Politikern und Beamten des Auswärtigen Amtes offenbar unveränderbaren Kulturbegriff zusammen, den Herbert Marcuse in den 60er Jahren als „affirmativ“ bezeichnet hat. Auch deutsche Kultur ist jedoch kein Eigenprodukt, sondern entsteht und lebt aus dem Austausch mit den Nachbarn, und dies gilt heute weltweit.

Aus meiner langjährigen Tätigkeit als Leiter von GoetheInstituten im Ausland erinnere ich mich an Gespräche mit manchem deutschen Botschafter, dem ich zu verdeutlichen versucht habe, dass seine geplante Einladung eines prominenten deutschen Orchesters nicht nur etwa den gleichen Betrag aus Kulturmitteln des Amtes verschlinge wie mir für mein Institut, z. B. in Buenos Aires, an Projektmitteln für ein ganzes Jahr zur Verfügung stünde, sondern auch im Vergleich zu unserer kulturellen Zusammenarbeit mit dem Gastland fast jeder Nachhaltigkeit entbehre.

Die Projekte des Goethe-Instituts entstehen aus Motivationen und Themen von Partnern des Gastlandes. Ein Beispiel ist die schon zwanzig Jahre währende Erfolgsgeschichte eines edukativen indischen Kindertheaters, die aus dem vom Goethe-Institut vermittelten Kontakt mit dem Berliner Grips-Theater entstanden ist; der indische Protagonist Mohan Agashe erhält dafür am 22. März in Weimar die Goethe-Medaille.

Was man tun kann? Noch professionellere Presse- und Lobbyarbeit des Goethe-Instituts im Inland! Letztere ist freilich schwierig, solange die Zentrale im beschaulichen München sitzt, während in Berlin die falschen Entscheidungen vorbereitet werden.

Ulrich Merkel, Berlin-Wilmersdorf

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