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Meinung: Gute Lehrer sind der Schlüssel zum Erfolg

Zur jüngsten Pisa-StudieDem Osten kann man eigentlich nur gratulieren, dass er keine Schüler beschulen muss, die der größten Risikogruppe in unserem Schulsystem angehören, nämlich Schüler mit Migrationshintergrund. Diese Gruppe von Schülern erreicht beispielsweise in Berlin im Leseverständnis bis zu 88 Punkte weniger als Muttersprachler und zieht damit den Schnitt enorm nach unten.

Zur jüngsten Pisa-Studie

Dem Osten kann man eigentlich nur gratulieren, dass er keine Schüler beschulen muss, die der größten Risikogruppe in unserem Schulsystem angehören, nämlich Schüler mit Migrationshintergrund. Diese Gruppe von Schülern erreicht beispielsweise in Berlin im Leseverständnis bis zu 88 Punkte weniger als Muttersprachler und zieht damit den Schnitt enorm nach unten. Die gelobten neuen Bundesländer haben zwischen 2,2 und 3,9 Prozent Schüler mit Migrationshintergrund, Berlin 24,2 Prozent, Hamburg fast 30. Hier werden also Äpfel mit Birnen verglichen.

So skandalös es ist, dass unser Schulsystem es nicht schafft, Schülern mit Migrationshintergrund dieselben Schulchancen einzuräumen, so absurd ist es, jetzt den Osten hochzuloben. Vergleicht man nämlich die Leistungen muttersprachlicher Kinder, dann schlägt Berlin beispielsweise im Leseverständnis bis auf Sachsen alle neuen Bundesländer zum Teil deutlich aus dem Feld. Nicht auszudenken, wenn die Schulen in den neuen Bundesländern auch noch Schüler mit Migrationshintergrund in den Klassenräumen zu sitzen hätten … Loben sollte man Nordrhein-Westfalen, das es geschafft hat, durch Förderprogramme den Unterschied in der Lesekompetenz zwischen Muttersprachlern und Migrantenkindern unter 30 Punkte zu senken.

Alexander Lohse, Berlin-Kreuzberg

Die politisch Verantwortlichen starren auf Pisa-Ergebnisse wie das Kaninchen auf die Schlange und beschäftigen sich dann vorzugsweise mit der Schulstruktur, weil ihnen das Innenleben von Schule eher fremd ist. Die Gewerkschaften reden am liebsten über Ressourcen, gelegentlich über strukturelle Gleichmacherei, weniger über die inhaltliche Qualität von Schule. Das hätte etwas mit Unterricht zu tun und könnte als Kritik an den Beitragszahlern missverstanden werden.

Schule steht und fällt mit den Lehrkräften, sie haben den Schlüssel für eine qualitativ gute Schule in der Hand. Es ist nicht die Methode A oder Sozialform B, es ist die vor der Klasse stehende Lehrerpersönlichkeit, auf die es ankommt! Schule braucht Menschen, die ein gesundes Verhältnis zur Leistung und zu konsequentem und gerechtem Handeln haben und den jungen Menschen die erforderliche Zuwendung und Orientierung zuteilwerden lassen, in diesem Sinne Vorbilder sind. Konsequenz und Zuwendung sind die Eckpfeiler pädagogischen Handelns!

Wenn die Schulen nicht die richtigen Lehrer haben bzw. nicht bekommen, dann kann man so viel strukturieren, reformieren, pisaisieren und didaktisieren, wie man will, das gilt übrigens unabhängig vom Türschild an der Schulpforte. Es kommt in erster Linie auf das Personal an, nicht auf die Strukturen! Wenn es nicht gelingt, die richtigen Lehrkräfte für die Berliner Schule zu gewinnen, und zwar die mit ausgeprägtem pädagogischen Ethos, dann können wir uns Strukturreformen schenken. Von Finnland lernen heißt auch, für ein gesellschaftliches Umfeld zu sorgen, das es den Besten ermöglicht, in den Schuldienst zu kommen und vor allem zu wollen.

Die von Senator Zöllner vorgeschlagenen Eckpunkte der Strukturreform sind nachvollziehbar und realistisch, aber Berlin sollte seine „Hausaufgaben“ hinsichtlich des Personals machen!

Der Markt ist eng, die Konkurrenz groß, die Stellschrauben sind jedem bekannt, man müsste sie nur bedienen.

Harald Mier, Ehrenvorsitzender der Vereinigung der Oberstudiendirektoren des Landes Berlin, Berlin-Lichterfelde

Die Pisa-Studien sind ein absoluter Glücksfall für Deutschland. Denn ihr kritischer Geist hat das Denkverbot im Bildungswesen der alten Bundesrepublik aufgehoben, das über Jahrzehnte richtige Reformen verhinderte. Erst durch diesen Einfluss von außen wurde es möglich, beispielsweise über die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems zu diskutieren. Ein Relikt aus dem Kaiserreich, das der Herausforderung einer bestmöglichen Talentförderung in keinster Weise gewachsen ist!

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

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