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Meinung: „Hühnerkiller“ sollten keine Verbrechen sühnen

Betrifft: „Das volle Utopieprogramm“ vom 10. Januar 2004 Die Geschichte der Kibbuzim, die älter sind, als der Staat Israel, war und ist bei deutlich abnehmender Bedeutung - dem Ringen um eine menschliche und gerechte Form der Verteilung der Früchte menschlicher Arbeit verpflichtet.

Betrifft: „Das volle Utopieprogramm“ vom 10. Januar 2004

Die Geschichte der Kibbuzim, die älter sind, als der Staat Israel, war und ist bei deutlich abnehmender Bedeutung - dem Ringen um eine menschliche und gerechte Form der Verteilung der Früchte menschlicher Arbeit verpflichtet. Dazu gäbe es viele, auch kritische Dinge zu sagen.

Ihre Beschreibung trägt jedenfalls, außer der suggerierten Selbstverständlichkeit des Scheiterns, wenig zum Verständnis dieser spannenden Geschichte bei. Entweder haben Sie schon als sonnenhungriger Sozialist, wahlweise Antifaschist, gewusst, dass dieses Ringen scheitern musste, oder Sie spiegeln eine sehr klassische Projektion, die in Deutschland gerne an Israel geheftet wird. Entweder sind sie - die Juden - grandios, oder eben genauso schlecht, wenn nicht schlechter als „die anderen“. Da könnte dann eine Enttäuschung mitschwingen, die Gegenstand eines wahrlich selbstreflexiven und dann auch selbstkritischen Artikels hätte werden können.

Ihr Verständnis von Aktion Sühnezeichen (ASF) könnte - ohne unkritisch sein zu müssen - auch einen solch selbstkritischen Zugang vertragen. So wäre die Frage, ob Sie das Anliegen von ASF denn richtig verstanden haben. Zu keiner Zeit wurde bei ASF gesagt, dass die Arbeit der Freiwilligen - das „Hühnerkillen“, wie Sie schreiben - als Wiedergutmachung zu verstehen sein sollte. Es ist keine „Rechnung geschrieben worden“, es sollte das Verbrechen nicht gesühnt werden. Denn nicht nur Sie heute, sondern die Gründer von ASF damals schon wussten, dass dieses Verbrechen nicht zu sühnen ist. Deshalb heißt ASF auch Aktion Sühnezeichen.

War demgegenüber Ihr Bild von ASF vielleicht geprägt von einer Position der 70er, diese Geschichte ließe sich wieder gutmachen? Vielleicht wäre bei einer solchen selbstkritischen Frage dann doch das Dilemma der 2. Generation deutlich geworden, die mit der Last der Geschichte kämpfte, um sie loszuwerden und nicht um mit ihr zu leben.

Christian Staffa, Geschäftsführer Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Berlin

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