zum Hauptinhalt

Meinung: Ist Fliegen wirklich sicher?

„Aufstand der Passagiere / Das hat es noch nicht gegeben: Nach zwei Startabbrüchen erzwingen Fluggäste eine neue Maschine“ von Andreas Oswald vom 16. September Muss man sich als Passagier wirklich Sorgen machen oder ist es einfach eine unglückliche Häufung von Pannen, über die die Presse derzeit berichtet?

„Aufstand der Passagiere / Das hat es noch nicht gegeben: Nach zwei Startabbrüchen erzwingen

Fluggäste eine neue Maschine“ von Andreas Oswald vom 16. September

Muss man sich als Passagier wirklich Sorgen machen oder ist es einfach eine unglückliche Häufung von Pannen, über die die Presse derzeit berichtet? Man kann ja auch den Fluggesellschaften nicht trauen, vielleicht sparen sie ja auf Kosten der Sicherheit. Ich meine gelesen zu haben, dass bei der Bahn die Wartungsintervalle für die Züge verlängert worden sind, um Kosten zu senken. Warum sollten die Fluggesellschaften das bei ihren Maschinen nicht auch versuchen?

Ich jedenfalls bin derzeit doch sehr verunsichert und erwäge, statt im nächsten Frühjahr in die Sonne zu fliegen doch eher einen Sommerurlaub in Deutschland oder Österreich zu buchen.

Martina Kiel, Berlin-Charlottenburg

Fliegen wird anscheinend immer gefährlicher. Die Meldungen über kleinere Pannen Startabrüche etc. häufen sich in der letzten Zeit, insofern habe ich größtes Verständnis für die Passagiere in Nürnberg, die um ihrer Sicherheit willen eine neue Maschine verlangten. Das Spanair-Unglück in Madrid bleibt einem eben im Kopf, vor allem die Tatsache, dass den Reisenden, die nach dem Startabbruch die Maschine verlassen wollten, der Ausstieg verwehrt wurde. Mir drängt sich ein Verdacht auf: Wäre es möglich, dass einige Fluggesellschaften wegen des hohen Kostendrucks durch den in diesem Jahr explodierten Ölpreis versuchen, die Kosten in anderen Bereichen zum Beispiel bei der Häufigkeit und dem Umfang der Wartung der Flugzeuge zu senken? Dem sollte man vielleicht nachgehen.

Markus Methner, Berlin-Köpenick

Sehr geehrte Frau Kiel,

Sehr geehrter Herr Methner,

nach der Berichterstattung der letzten Wochen über den tragischen Unfall in Spanien und über Störungen beim Betrieb anderer Flugzeuge kann ich Ihre Sorgen, Ängste und Ihre Zweifel an der Sicherheit in der Luftfahrt gut nachvollziehen. Sie sind jedoch erfreulicherweise nicht begründet.

Ihr Gedanke, dass der Kostendruck auf die Fluggesellschaften zugenommen hat und diese daher versucht sein könnten, diese Kosten zum Beispiel bei der notwendigen Wartung ihrer Flugzeuge wieder einzusparen, liegt nahe. Um ausschließen zu können, dass bei der Sicherheit gespart wird, überprüfen wir die deutschen Fluggesellschaften regelmäßig auf ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Diese Prüfung hat sich als ein bewährtes Instrument und als ein ausgesprochen gutes Frühwarnsystem erwiesen. Diese gesetzlich vorgeschriebenen Kontrollen führten wir in Deutschland bereits vor über drei Jahrzehnten als weltweit erste Luftfahrtbehörde sehr erfolgreich durch. Inzwischen ist die Prüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Luftfahrtunternehmen in allen Staaten der europäischen Union Standard und durch EU-Verordnung vorgeschrieben. Wann immer wir Kenntnis von tatsächlichen oder vermeintlichen finanziellen Schwierigkeiten der Unternehmen erlangen, intensivieren wir – fast immer unbemerkt von der Öffentlichkeit – unsere Kontrollen insbesondere im Bereich der Wartung und Instandhaltung sowie der Abwicklung des Flugbetriebes durch meist unangekündigte Aufsichtsbesuche.

Für die Wartung und Instandhaltung selbst sowie den Flugbetrieb gibt es mittlerweile in Europa einheitliche, allgemein gültige und von den nationalen Luftfahrtbehörden überwachte, gesetzliche Vorgaben.

Die europäischen Vorschriften zur Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit der Maschinen sind besonders streng. Die Inspektionsintervalle sind genau festgelegt und müssen lückenlos dokumentiert werden. Abweichungen fallen also auf.

Die Flugzeuge dürfen auch nur in von uns dafür besonders genehmigten Instandhaltungsbetrieben auf ihren technisch einwandfreien Zustand überprüft und gegebenenfalls repariert werden. Diese Betriebe müssen über genügend qualifiziertes und lizenziertes Personal sowie unter anderem über die aktuellsten Herstellerunterlagen und technischen Anweisungen verfügen und werden von uns ebenfalls regelmäßig nach festgelegten Verfahren auf Einhaltung der entsprechenden luftrechtlichen Vorschriften und sonstigen einschlägigen Regularien überprüft (auditiert). Ausländische Airlines werden von uns und unseren europäischen Schwesterbehörden daraufhin überprüft, ob die weltweit geltenden Sicherheitsstandards der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO eingehalten werden. Die „Task-Force“ des Luftfahrt-Bundesamtes ist rund um die Uhr an allen deutschen Verkehrsflughäfen im Einsatz, um – oft gemeinsam mit den Luftaufsichten der Länder – sicherzustellen, dass dieses Sicherheitsniveau auch tatsächlich erreicht wird. Ist dies nicht der Fall, werden unsichere Flugzeuge sofort mit einem Startverbot belegt, bis die Mängel nachweislich behoben sind. Glücklicherweise kommt eine solch drastische Maßnahme nur selten vor.

Fliegen ist nach wie vor die sicherste Art der Fortbewegung. Trotzdem können wir dort, wo von Menschen gebaute und bediente Maschinen im Einsatz sind, Unfälle niemals mit absoluter Gewissheit ausschließen.

Ich kann Ihnen aber versichern, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alles Erdenkliche tun, um den Eintritt eines solchen Ereignisses so unwahrscheinlich wie nach menschlichem Ermessen möglich zu gestalten.

Es besteht in keinem Fall Anlass dazu, ernsthafte Zweifel an dem hohen Sicherheitsniveau des Luftverkehrs zu hegen.

Mit freundlichen Grüßen

— Ulrich Schwierczinski,

Präsident des Luftfahrt-Bundesamtes (LBA)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false