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Meinung: Jugendliche gehören an den Herd

„Volle Töpfe, kluge Köpfe“ vom 18. Dezember 2005 Ich bin Ihnen sehr dankbar für diesen Artikel, der als „Zeitungsautorität“ auf eine junge Familie mit Kleinkind sicherlich überzeugender wirkt als die Argumente einer zwar lebenserfahrenen, aber für altmodisch gehaltenen Oma.

„Volle Töpfe, kluge Köpfe“

vom 18. Dezember 2005

Ich bin Ihnen sehr dankbar für diesen Artikel, der als „Zeitungsautorität“ auf eine junge Familie mit Kleinkind sicherlich überzeugender wirkt als die Argumente einer zwar lebenserfahrenen, aber für altmodisch gehaltenen Oma. Die Bedeutung wenigstens einer gemeinsamen Mahlzeit am Tage für die gedeihliche Entwicklung eines Kindes, aber auch der ganzen Familie stellen Sie klar heraus.

Es ist schön, dass Sie sich auch für „unspektakuläres“ Essen stark machen. Pellkartoffeln mit Quark oder Butter finden manche Kinder ganz toll – weil sie das fast nirgends mehr bekommen.

Ganz besonders wichtig finde ich, wie real Sie die Situation in vielen Familien einschätzen. Ändern kann man nur die Kinder. Auch, indem man ihnen Schulessen gibt.

Hella Schacher, Berlin-Zehlendorf

„Sie singt das alte Entsagungslied, das Eia Popeia vom schlechten Essen.“ So könnte man – frei nach Heinrich Heine – die Litanei der Frau Weidenfeld abbuchen. Recht hat sie: teure Küchen, dürftiges Kochen, Kochsendungs-Voyeure, die selbst nicht kochen können, neun Monate Zeit für die Kinder, da bleiben nur sechs Wochen für den gemeinsamen Esstisch, der folglich unbekannt ist.

Ein bisschen nervös werden Insider, wenn Frau Weidenfeld therapeutisch wird: Den ideologischen Streit um die Kosten des Schulessens entscheidet sie zu Gunsten der Kinder. Kostenlos, nicht umsonst sei das Essen, eine Investition in „kluge Köpfe“. Wer in der Schule verköstigt wurde, und sei es aus „angelieferten Essensschachteln“, wird ein besserer Esser. Bayerische Lehrerinnen berichten von kochenden Kindern (in Bayern nur Mädchen an Hauptschulen), die auch dann essen, wenn es nicht schmeckt (kontraproduktiver geht es nicht).

Der Tiefkühlkosthersteller Langnese (sic!) weiß jetzt, dass Eltern und Kinder „Ernährungslehre“ in der Schule wünschen. Er würde mit Tiefkühl-Schachteln als Sponsor dezent helfen.

Jetzt zum unrecherchierten Teil des Beitrages von Frau Weidenfeld: In Berlin gibt es seit 35 Jahren das Fach Arbeitslehre an Haupt-, Real- und Gesamtschulen. In den beiden letztgenannten Schultypen abwählbar. Zur Verfügung stehen semiprofessionelle Lehrküchen und gut ausgebildete Arbeitslehre-Lehrer. Essensgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen ändert man nur durch experimentelles Selberkochen.

Ernährungsphysiologisches Wissen ist wichtig, aber nicht entscheidend, wie jahrzehntelange Belehrungsrituale, namentlich an Gymnasien, zeigten.

Dr. Günter Reuel, Vorsitzender der

Gesellschaft für Arbeit, Technik und

Wirtschaft im Unterricht e. V., Berlin

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