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Meinung: „Kochstraße“ steht für die Presse

„Kochstraße: Jetzt schalten sich Dutschkes Söhne ein“ vom 29. Dezember 2004 In der gänzlich überflüssigen Debatte über die Umbenennung der „Kochstraße“ in „RudiDutschke-Straße“ ist erstaunlicherweise der wichtigste Gesichtspunkt fast gänzlich außer Betracht geblieben.

„Kochstraße: Jetzt schalten sich Dutschkes Söhne ein“ vom 29. Dezember 2004

In der gänzlich überflüssigen Debatte über die Umbenennung der „Kochstraße“ in „RudiDutschke-Straße“ ist erstaunlicherweise der wichtigste Gesichtspunkt fast gänzlich außer Betracht geblieben. Es ist ziemlich gleichgültig, ob der Namenspatron nun ein alter Bürgermeister oder ein nicht ganz so alter Forscher war, jedenfalls hat die Kochstraße in den vielen Jahrzehnten ihrer Namensführung historisch eine für Berlin höchst wichtige Eigenfunktion gewonnen: „Die Kochstraße“ – das ist im Ausland bis zum heutigen Tage als Synonym für das deutsche – nicht nur das Berliner – Pressewesen geläufig, so wie „die Fleetstreet“ bis heute für das britische Pressewesen steht, obwohl dort kein einziger Verlag mehr residiert.

Nur ganz bedeutende Einrichtungen haben international diesen „Adel der Benennung“ erfahren dürfen, so wie früher „die Wilhelmstraße“ für die deutsche Regierungspolitik, „Downingstreet“ bis heute für die britische Politik, „Quai d’Orsay“ für die französische Außenpolitik, „die Wallstreet“ für die amerikanische Finanzpolitik. So wird mancher ausländische Berlin-Besucher angesichts der U-Bahn-Station Kochstraße an die durch ihren Namen assoziierte Weltgeltung des damit verbundenen Begriffs erinnert werden.

Hans Görnert, Berlin-Charlottenburg

Für die Umbenennung der Kochstraße könnte man doch - passenderweise! - eine vergleichbare Lösung finden wie für die benachbarte Axel-Springer-Straße: auch dort wurde nur der Nordteil der Lindenstraße umbenannt, während der südliche Abschnitt den alten Namen behielt. Ebenso könnte die Kochstraße westlich des U-Bahnhofs ihren Namen behalten, so dass eine Umbenennung des U-Bahnhofs nicht erforderlich wäre. Zusätzliche Pointe: An der Oranienstraße würden die Axel-Springer-Straße und die Rudi-DutschkeStraße symbolkräftig zu Füßen des Hochhauses spitz aufeinander stoßen, und zwar genau an der Stelle, wo im März 1961 die Ruine der Jerusalemskirche zugunsten des Parkplatzes für den Springer-Verlag gesprengt wurde, ein Verlag, der gern auf den Spreng-Vandalismus in Ost-Berlin hinweist.

Ulrich Waack, Berlin-Lichtenrade

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