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Meinung: Kritiker nicht in Käfige sperren

„Am Helfen gehindert“ vom 12. Juni Es war leider wenig über die Menschen hinter den Protesten gegen den G-8-Gipfel zu lesen, noch weniger über die Verfehlungen der Polizei und die Versäumnisse der Politik.

„Am Helfen gehindert“ vom 12. Juni

Es war leider wenig über die Menschen hinter den Protesten gegen den G-8-Gipfel zu lesen, noch weniger über die Verfehlungen der Polizei und die Versäumnisse der Politik. Für den Abbau der Bürgerrechte mussten ein paar hundert Randalierer herhalten, von denen inzwischen nicht mal mehr klar ist, ob es auch diese jugendlichen Draufgänger waren, die Krawalle tatsächlich anzettelten.

Als Angestellte im öffentlichen Dienst bin ich jeden Tag mit Anpasserei und Konformität konfrontiert. Individuelle Verantwortung und kritisches Hinterfragen vermisse ich aber nicht nur dort oder in der Politik. Als Liberale bin auch von den Medien enttäuscht, die die einseitigen Berichte rund um den G-8-Gipfel gebetsmühlenartig wiederholt haben. Ihr heutiger Beitrag hat deutlich gemacht: Erst wird gegen Angehörige des schwarzen Blocks vorgegangen, dann gegen friedliche Demonstranten, nun gegen politisch engagierte Ärzte. Ich habe in den vergangenen Jahren konsequent Freidemokraten gewählt, die Anliegen der Protestierer gegen die G 8 sind mir fremd.

Der im Artikel genannte Arzt ist offensichtlich ein Linker. Er ist polizeibekannt und sicher kein Unschuldslamm. Sollen für ihn deshalb andere Gesetze gelten? Wollen wir in einer Gesellschaft leben, die ihre Kritiker in Käfige sperrt, weil sie an Sitzblockaden teilnehmen oder mit gewaltbereiten Demonstranten sympathisieren? Und wenn ja, ab wann sind nicht nur Sitzblockaden ein Fall für den Polizeiknüppel, sondern auch Kundgebungen, Buhrufe und Unterschriftenlisten?

Dr. Helena Riemann,

Berlin-Friedrichshain

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