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Meinung: Lehrer in anderen Ländern müssen weniger arbeiten

Betrifft: „Bei den Gehältern sind deutsche Lehrer Spitze“, vom 25. März 2003 Wie so häufig bei Statistiken enthält auch Ihre nur die halbe Wahrheit.

Betrifft: „Bei den Gehältern sind deutsche Lehrer Spitze“, vom 25. März 2003

Wie so häufig bei Statistiken enthält auch Ihre nur die halbe Wahrheit. Lehrer in anderen Ländern haben zum Teil eine deutlich geringere Unterrichtsverpflichtung oder erhebliche Entlastungen bei anderen Aufgaben, was sich unmittelbar im Stundenlohn ausdrückt. Der Stundenlohn wäre die geeignetere Größe beim Vergleich der öffentlichen Aufwendungen.

Und ist denn schon vergessen, in welchem Maße der Berliner Senat in den vergangenen 12 Jahren die Arbeitszeit der Lehrer erhöht hat? Ein Beispiel unter vielen: Ein 52jähriger Gymnasiallehrer unterrichtet heute vier Wochenstunden mehr als noch vor fünf Jahren, das bedeutet mit den Unterrichtsvorbereitungen und mit der Korrektur von Klassenarbeiten eine effektive Arbeitszeiterhöhung von zirka sieben Arbeitsstunden. Solche Einschnitte lassen die Kassen von Herrn Sarrazin klingeln, erscheinen aber nicht in Ihrer Aufstellung. Und nun will man zusätzlich die Gehälter kürzen?

Wenn es so weiter geht, wird Berlin potenzielle Lehrer nicht nur an andere Bundesländer verlieren, sondern auch an andere Berufe.

Vorbei sind die Zeiten, in denen fähige Akademiker sich aus Überzeugung für die Schullaufbahn entschieden wie früher zum Beispiel viele Diplomphysiker und Diplommathematiker. Damit wird dieses Land genau die Negativ-Auswahl erhalten, die dem Stammtischklischee des Lehrers entspricht – und damit erfüllt sich der Kreis einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung.

Claude Mannewitz, Berlin-Kreuzberg

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