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Meinung: Lernen ist mühsam

„Bei der Bildung irrt Berlin“ von Harald Martenstein vom 21. September Schul- und Lebenserfolg waren und sind immer wesentlich eine Funktion der Persönlichkeitsmerkmale Intelligenz und Anstrengungsbereitschaft.

„Bei der Bildung irrt Berlin“

von Harald Martenstein vom 21. September

Schul- und Lebenserfolg waren und sind immer wesentlich eine Funktion der Persönlichkeitsmerkmale Intelligenz und Anstrengungsbereitschaft. Bildungspolitiker und die ihnen soufflierenden Bildungstheoretiker der letzten Jahrzehnte spielten die Bedeutung der Intelligenz herunter und betonten vor allem den Faktor Sozialschicht. Von Anstrengungsbereitschaft, Selbstdisziplin und vorübergehendem Freizeit- und Konsumverzicht ist bei Bildungspolitikern kaum die Rede.

Wer jedoch aus den unteren Schichten die Tugend des Leistungswillens zeigt, hat gerade in unserem Bildungssystem große Chancen aufzusteigen. Unser heutiges Bildungssystem mit seinen zahlreichen Schultypen, Quereinstiegsmöglichkeiten, mit umfangreichen Internetangeboten und finanziellen Förderungen unterstützt ihn dabei mehr als je zuvor. Wir hatten noch nie ein derart ausgebautes, so differenzierte Angebote bereithaltendes und vergleichsweise großzügig Leistungsnachweise verteilendes Schulsystem. (Die Folge der Inflation guter Noten ist die zu beobachtende Abwertung des Abiturs und anderer Abschlüsse. Besonders das Gros der Privatschulen zeichnet sich aus Wettbewerbsgründen durch reduzierte Leistungsanforderungen aus, man bekommt also dort besonders leicht gute Noten. Eine Praxis, die von staatlicher Seite offensichtlich hingenommen wird, erhöht sie doch die politisch gewollten Abschlusszahlen!) Die Abschaffung der Hauptschule wäre reine Symptomdoktorei, bald würde dann auch der Realschulabschluss wertlos sein.

Harald Martenstein hat mit gesundem Menschenverstand, der offenbar so manchem Bildungspolitiker und Erziehungswissenschaftler verloren gegangen ist, zum Ausdruck gebracht, was die Ursache dieses Bildungsdilemmas ist: Biologische und soziologische Fakten (weil politisch nicht ins Bild passend) werden ignoriert und ideologisch verbrämtes Wunschdenken ist angesagt, verbunden mit der alles übertünchenden Soße der „Political Correctness“.

Es hilft nichts, aber so ist es: Lernen ist mühsam, und nicht jeder ist bereit, Anstrengungen auf sich zu nehmen und in sich selbst zu investieren, weil ja auf Kosten von Freizeit und Konsum gehend. Ein erheblicher Teil der heutigen Elterngeneration ist ihren Kindern in dieser Hinsicht offenbar ein ganz schlechtes Vorbild. Vor allem ein Ethos der Leistungsbereitschaft und des Willens zum Aufstieg wäre zu propagieren, um das Bildungsdefizit von Unterschicht und Migranten wenigstens teilweise abzubauen. Zugegeben: Das ist eine ganz und gar altmodische und unpopuläre Forderung!

Univ.-Prof. Dr. Uwe Lehnert,

Berlin-Nikolassee

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