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Meinung: Linie 1

„Der große Schienenersatzverkehr“ vom 29. April 2006 Ihr Mitarbeiter irrt, wenn er im ersten Absatz seines Artikels über das Musical „Linie 1“ schreibt, die BVG hätte erst 2005 die Linienführung der U-Bahn-Linie 1 geändert, weil 1993 der Einspruch von Theaterfans die damaligen Pläne des Verkehrsbetriebes zur Änderung der Strecke „durchkreuzt“ habe.

„Der große Schienenersatzverkehr“

vom 29. April 2006

Ihr Mitarbeiter irrt, wenn er im ersten Absatz seines Artikels über das Musical „Linie 1“ schreibt, die BVG hätte erst 2005 die Linienführung der U-Bahn-Linie 1 geändert, weil 1993 der Einspruch von Theaterfans die damaligen Pläne des Verkehrsbetriebes zur Änderung der Strecke „durchkreuzt“ habe. Die Streckenführung von Ruhleben zum Schlesischen Tor, wie sie in der gesamten „Mauerzeit“ und somit bei der Uraufführung des Musicals „Linie 1“ existierte, war eine Folge der Teilung Berlins, weil sie die einzige lange Linie im Kleinprofilnetz der U-Bahn ermöglichte. Mit der Wiederherstellung des Streckenabschnitts zwischen Wittenbergplatz und Potsdamer Platz/Mohrenstraße nach dem Mauerfall im Herbst 1993 fuhren die Züge von Ruhleben wieder wie vor dem Mauerbau über Zoo und Wittenbergplatz nach Pankow. Um den Theaterfans, die damals Einspruch erhoben, wenigstens zum Teil entgegenzukommen, wurde für diese Ost-West-Hauptstrecke aber nicht der zunächst vorgesehene Name Linie 1 gewählt, sondern wie auch schon früher auf dem östlichen Abschnitt die Bezeichnung Linie 2. Die Strecke vom Schlesischen Tor (und nach Wiederherstellung der Oberbaumbrücke von der Warschauer Straße) bis zum Wittenbergplatz behielt weiterhin ihren Musical-Namen, wurde aber im westlichen Abschnitt mit dem Linienast nach Krumme Lanke verbunden. (Dort verkehrte in der Mauerzeit die im Osten amputierte Linie 2 bis zum Wittenbergplatz). Vom Herz der City-West am Bahnhof Zoo bis zum Schlesischen Tor konnte man deshalb bereits ab 1993 nicht mehr in einem Zug durchfahren, sondern muss schon seit damals am Wittenbergplatz umsteigen. Eine Streckenführung von Ruhleben zum Schlesischen Tor (bzw. zur Warschauer Straße) wie vor dem Mauerfall und von Krumme Lanke nach Pankow wäre mit großen Schwierigkeiten verbunden gewesen, da sich diese Linienführungen am Wittenbergplatz überkreuzt und somit die Einhaltung eines Fahrplans mit engen Taktzeiten unmöglich gemacht hätten. Die erneute Umstellung der Linienführung im vergangenen Jahr, bei der der Linienast zur Krummen Lanke wieder als eigenständige (verkürzte) Strecke bis zum Nollendorfplatz (als Linie 3) eingerichtet und die Kreuzberger Stammstrecke der Linie 1 mit dem kurzen Streckenast zur Uhlandstraße verbunden wurde, hat insofern keine grundsätzliche Veränderung mehr gebracht, da – wie gesagt – die klassische Musical-Linie 1 schon seit 1993 nicht mehr existiert. Mit der Linienführung Uhlandstraße–Warschauer Straße (früher: Warschauer Brücke) ist übrigens ein Zustand wiederhergestellt, wie er über viele Jahrzehnte bereits vor dem Mauerbau als Linie B (BII) existierte.

Dr. Wolfgang Losert,

Berlin-Wilmersdorf

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