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Meinung: Nicht alle Araber sind Antisemiten

„Rückkehr der Weisen von Zion“ vom 14. Oktober 2004 Jochen Müllers Kritik in Bezug auf die Buchmesse ist sicher berechtigt.

„Rückkehr der Weisen von Zion“ vom 14. Oktober 2004

Jochen Müllers Kritik in Bezug auf die Buchmesse ist sicher berechtigt. Falsch ist jedoch anzunehmen, man könnte wegen einiger Bücher und Äußerungen den europäischen und den arabischen Antisemitismus auf die gleiche Stufe stellen. Genau das versuchen jedoch sowohl die PRManager der Scharon-Regierung wie auch der Informationsdienst „Memri“, der von einem ehemaligen israelischen Anti-Terror-Berater gegründet worden ist und von dem niemand so recht weiß, wer ihn eigentlich finanziert.

Wenn man Memri und ähnliche Dienste verfolgt, gewinnt man den Eindruck, dass „die Araber“ systematisch als Antisemiten angeschwärzt werden sollen, mit dem Ziel, die legitimen Forderungen der Palästinenser nach Entschädigung und Rückkehr zu diskreditieren und die Deutschen von ihrer Verantwortung zu entlasten – nach dem Motto: Schaut her, die sind auch nicht besser als wir. Fakt ist aber: Sechs Millionen Juden, Jüdinnen und nichtjüdische Menschen wurden von den Nazis ermordet, nicht von den Arabern. Und der gewaltsame Konflikt zwischen jüdischen und nichtjüdischen Palästinensern entstand erst, als die Zionisten einen Exklusivanspruch auf das Land zwischen Mittelmeer und Jordan (teilweise auch Euphrat) erhoben. Vorher lebten nichtjüdische und jüdische Palästinenser friedlich zusammen – gelegentliche Konflikte entlang konfessioneller Linien waren nicht spezifisch antisemitisch gefärbt.

Es wäre zu wünschen, dass Jochen Müller sich nicht nur den Anzeichen von Antisemitismus in der arabischen Welt widmete, sondern auch dem Araber-, Palästinenser- und Muslimhass gewisser israelischer und selbst ernannter „antideutscher“ Medien. Man könnte den Namen seiner Agentur („Middle East Media Research Institute") ernster nehmen. Leider sucht man in den Pressemitteilungen von Müllers Arbeitgeber Memri vergeblich nach Beispielen aus der einschlägigen israelischen Presse und den Medien, obschon es an antiarabischen Ausfällen dort nicht mangelt.

Martina Sabra, Köln

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