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Meinung: Patient ist nie ein Feind

Betrifft: „Nach 16 Stunden Dienst wird jeder Patient zum Feind" vom 8. Oktober 2002 Ich bin ein Assistenzarzt, dessen Alltag in diesem Artikel beschrieben wurde.

Betrifft: „Nach 16 Stunden Dienst wird jeder Patient zum Feind" vom 8. Oktober 2002

Ich bin ein Assistenzarzt, dessen Alltag in diesem Artikel beschrieben wurde. Und wie der Kollege leiste ich 16Stunden-Dienste. Als ich als Arzt im Praktikum im Krankenhaus Moabit meine Karriere startete, waren auch 36-Stunden-Dienste nicht selten. Jetzt arbeite ich auf der Intensivstation im Deutschen Herzzentrum Berlin. Niemals in diesen Jahren, auch nicht nach 36 Stunden im Dienst, kam mir der Gedanke, dass der Patient mein Feind ist. Sollte bei mir so ein Gedanke entstehen, werde ich gründlich überlegen, ob ich den richtigen Beruf ergriffen habe. Der Patient ist von mir, meinen Kenntnissen und Fähigkeiten abhängig, es ist meine Aufgabe, dem Patienten zu helfen.

Nach der Logik des Interviews wird der Kollege den Patienten hassen, wenn er zum Beispiel nicht ausgeschlafen zum regulären Dienst kommt oder Kopfschmerzen hat. Wenn einer den Patienten nach 16 Stunden seines Dienstes hasst, wird er ihn bald auch nach acht Stunden hassen. Der Patient ist in einer abhängigen Situation und es ist ein unprofessionelles Verhalten, seine Probleme auf den Patienten zu übertragen.

Es ist mir bewusst, dass die personelle wie auch die Vergütungssituation bei den Ärzten nicht optimal ist und dass die Patientenversorgung in dieser Situation nicht optimal ist. Trotzdem darf die Meinung eines Arztes, der den eventuell für ihn nicht geeigneten Beruf ergriffen hat, nicht als die Meinung „der Assistenzärzte“ dargestellt werden.

Dr. Evgenij V. Potapov, Berlin

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