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Meinung: Peinlicher Unfug

Betrifft: Das 40Jahre-Jubiläum des Elysée-Vertrages Unser Bundestagspräsident pflegt, das Wort „Brüderlichkeit“ politisch korrekt durch „Geschwisterlichkeit“ zu ersetzen. Wer Geschwister hat, wird an der Weisheit dieser Sprachregelung zweifeln.

Betrifft: Das 40Jahre-Jubiläum des Elysée-Vertrages

Unser Bundestagspräsident pflegt, das Wort „Brüderlichkeit“ politisch korrekt durch „Geschwisterlichkeit“ zu ersetzen. Wer Geschwister hat, wird an der Weisheit dieser Sprachregelung zweifeln. Philologen – und Herr Thierse war mal einer – sollten wissen, welch semantische Differenzen zwischen „Brüderlichkeit“ und „Geschwisterlichkeit“ liegen: Nach christlichen, jüdischem, muslimischen Verständnis sind ohnehin alle Menschen als Abkömmlinge Adams und Evas Geschwister; Brüderlichkeit ist mehr. Die Probe aufs Exempel: „Woche der Geschwisterlichkeit“, „Alle Menschen werden Geschwister“ … macht den Unfug offenbar.

Vor der französischen Nationalversammlung in einem Land, das Geschichte, Identität und vor allem der eigenen Sprache gegenüber Sorgfalt walten lässt, ist der unerbetene Erziehungsversuch zu politischer, anstelle sprachlicher und historischer Korrektheit ausgerechnet an der wichtigsten Formel der Großen Französischen Revolution – Liberté, Egalité, Fraternité – eine einzige Peinlichkeit.

Prof. Dr. Bernd Balzer, Berlin

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