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Meinung: SPD-Medienmacht verniedlicht

Betrifft: „Das BonsaiImperium“ vom 13. Januar 2003 über SPD-Medienbeteiligungen Tagesspiegel-Autor Schütz veröffentlicht seit langem Übersichten über die Verlagsstruktur der Presse.

Betrifft: „Das BonsaiImperium“ vom 13. Januar 2003 über SPD-Medienbeteiligungen

Tagesspiegel-Autor Schütz veröffentlicht seit langem Übersichten über die Verlagsstruktur der Presse. Einflusspotenziale der SPD werden bei seiner Methode nicht ausreichend sichtbar: Berücksichtigt werden Auflagenanteile nur entsprechend der Verlagsanteile. Das ist üblich, wenn es um Marktanteile im wirtschaftlichen Wettbewerb geht.

Die indirekten Beteiligungen der SPD an marktbeherrschenden Regionalblättern werfen aber wichtigere Fragen auf: nach der damit verbundenen publizistischen Macht und nach der politischen Chancengleichheit im Einzugsgebiet. Zur Gefährdung der politischen Chancengleichheit nimmt Herr Schütz nicht Stellung, die publizistischen Einflussmöglichkeiten verniedlicht er.

Die erfolgreiche Leserbindung der Regionalblätter durch Service macht sein Argument fragwürdig, die bei Berichterstattung mit Parteibrille drohende Konkurrenz sichere Ausgewogenheit. Vom vorauseilenden Gehorsam bis zur Auswahl leitender Mitarbeiter reichen Einflusschancen auch der Minderheitsgesellschafter. Die anteilige Berücksichtigung von Minderheitsbeteiligungen ist daher für die Beurteilung publizistischer Einflusspotentiale ungeeignet.

Zweifel an Herrn Schütz und seinen Methoden weckt auch sein Umgang mit Quellen: Durch mein Buch „Der Genossenkonzern“ „geistert“ keineswegs ein 13-Prozent-Anteil der SPD an der deutschen Zeitungsauflage, wie er behauptet. Vielmehr habe ich Auflagen-Angaben ohne Rücksicht auf die Höhe der Beteiligung addiert, woraus für die SPD ein beeinflussbarer Anteil am Zeitungsmarkt von rund zehn Prozent folgt. Bemerkenswert ist: Ähnliche Argumente wie in Herrn Schütz’ Artikel wurden bereits im aktuellen Geschäftsbericht der SPD-Holding „DDVG“ veröffentlicht.

Andreas Feser, Berlin-Lichtenrade

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