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Meinung: Täglich nur 90 Minuten Pflege

„Ein Fall für die Pflege“ vom 15. April Eigentlich war ein Reformbedarf schon unmittelbar nach Einführung der Pflegeversicherung 1995 erkennbar.

„Ein Fall für die Pflege“ vom 15. April

Eigentlich war ein Reformbedarf schon unmittelbar nach Einführung der Pflegeversicherung 1995 erkennbar. Blüm’s Jahrhundertwerk ist in der Konstruktion ein großer sozialpolitischer Kunstfehler. Die anfänglichen finanziellen Überschüsse sind aus massiver Leistungsverweigerung entstanden. Nach Begutachtung wurden in den verschiedenen Bundesländern einheitliche Bewilligungsquoten am grünen Tisch verabredet. Dies hat sich nach einer Flut von Klagen verbessert, trotzdem verwundert die Feststellung von Frau Schmidt, wonach die Debatte über Pflegebeiträge viel zu früh sei. Es ist eher so, dass die differierenden Vorstellungen von CDU und SPD zur Reform der sozialen Sicherungssysteme wie bei der Gesundheitsreform nur wieder Murks erwarten lassen. Nach dem Motto lieber gar nichts verändern, es kann dann auch nicht schlechter werden.

Der Beitrag über Schwester Conny zeigt die Probleme einer Altenpflege deutlich auf, dazu muss man kein Pflegeexperte sein. „Da hat man als Schwester 20 Leute auf der Tour und überall nur zehn Minuten.“ Das ist der reale Einsatz für Pflegebedürftige nach Stufe I. Laut Gesetz muss der Pflegebedarf für die Alltagskompetenz 90 Minuten täglich für die Bereiche Körperpflege, Ernährung, Mobilität und hauswirtschaftliche Versorgung im Wochendurchschnitt betragen. Das ist gar nicht möglich und finanziell nicht machbar. Es zeigt aber die wirklichen Probleme der den ganzen Tag Alleingelassenen brutal auf. Somit hat die Pflegeversicherung des Herrn B. nie funktioniert. Es liegt an den Gesundheits- und Pflegeexperten, Sozialexperten aller Parteien: Lassen Sie sich vor weiteren Reformen beraten.

Dr. Wolf-Jürgen Schwerdtner,

Berlin-Lichterfelde

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